Warum machen sich Forschende heute noch die Mühe, ein Lehrbuch zu schreiben? Es macht enorm viel Arbeit – und der Markt für Fachbücher ist klein. Dennoch hat der HZB-Solarforscher PD Dr. Thomas Dittrich nun bereits sein zweites Lehrbuch geschrieben.
Am 27. Februar hat Dittrich mit seinem Ko-Autor Dr. Steffen Fengler dieses Fachbuch im BESSY-Hörsaal in Berlin-Adlershof vorgestellt. Vom Verlag World Scientific war die Lektorin Dr. Annalisa Fischer zur Buchpräsentation gekommen. Prof. Klaus Lips, HZB, befragte die beiden Autoren:
Warum haben Sie überhaupt ein Buch geschrieben und nicht einen Übersichtsbeitrag in einem Fachjournal?
Steffen Fengler: In einem Fachbuch können wir die Grundlagen im Detail erklären. Damit machen wir es den Studierenden leichter, sich für dieses Fachgebiet zu begeistern.
Thomas Dittrich: Wir wollen einen Überblick geben und junge Leute ermutigen, sich in diese Methoden einzuarbeiten.
Was hat den Anstoß zu diesem Buch gegeben?
Fengler: Als ich noch studiert habe und es dann Zeit wurde, sich zu spezialisieren, hätte ich genau so ein Buch gut gebrauchen können.
Wie haben Sie die Zeit für dieses Buch gefunden und wie lange haben Sie daran gearbeitet?
Dittrich: Man braucht in der Tat Zeitfenster, in denen man ungestört schreiben kann. Die habe ich mir genommen, ich habe einen Teil meines Urlaubs und auch mein Gleitzeit-Guthaben dafür genutzt. Ungefähr 1000 Stunden habe ich sicher an dem Buch gearbeitet.
Was unterscheidet nun ein Lehrbuch von einem Übersichtsbeitrag in Journalen?
Dittrich: Review-Artikel sind in der Regel auf eine bestimmte Community zugeschnitten, im Gegensatz dazu richten sich Lehrbücher von vornherein an eine breitere Leserschaft. Außerdem ist der Review-Prozess völlig verschieden: Während Übersichtsbeiträge in Journalen in der Regel durch externe Experten kritisch überprüft werden, ist das bei Büchern so nicht möglich. Es gibt natürlich ein Lektorat, bei dem auch Fehler auffallen. Aber die Autoren sind selbst in der Verantwortung: Sie müssen selbst zwischen gesichertem Wissen und vorläufigen Ergebnissen unterscheiden können. Daher braucht man kritische Partner, mit denen man im Detail diskutieren kann.
Können Sie noch sagen, was Sie sich erhoffen?
Fengler: Wir wissen natürlich, dass es ein spezielles Fachbuch ist, da ist der Markt klein. Aber wir hoffen, dass dieses Buch es anderen deutlich erleichtert, diese neue Methode zu nutzen und ihren Wert zu erkennen.
Dittrich: Bücher schreiben wir wirklich für die nächste Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Wir geben unser gesammeltes Wissen in dieser übersichtlichen Form weiter. Ein Buch bleibt länger als ein Paper und besitzt einen roten Faden, der Neulinge wunderbar in die Materie hineinzieht.
Und was tut der Verlag?
World Scientific hat den Hauptsitz in Singapur und unterhält Zweigstellen in anderen Teilen Asiens, Europa und den USA. Etwa 600 Fachbücher und 140 Journals werden dort jährlich publiziert. Die Autoren kommen aus international renommierten Forschungseinrichtungen.
Die Betreuung umfasst den gesamten Prozess: Von der Diskussion der Buchidee mit einem Fachlektor über den Prozess des Schreibens bis hin zur Präsentation und zum Marketing. Dr. Annalisa Fischer von World Scientific (Zweigstelle München) betreut Autorinnen und Autoren bis zum Vertragsabschluss. “Solche Fachbücher drucken wir zunächst als Kleinauflagen von 300 Stück”, sagt sie. Auf Nachfrage können über “Print on Demand” rasch weitere Exemplare nachgedruckt werden.
Mehr Informationen zum Buch unter: https://doi.org/10.1142/q0227