Frauen, macht euch nicht kleiner als ihr seid! Den Einsatz von Körpersprache und Stimme haben fast 50 Mitarbeiterinnen aus dem HZB mit Barbara Klehr und Inbal Lori vom Impro-Theater „Die Gorillas“ ausprobiert. Anlass war der Internationale Frauentag, den wir am HZB feierten. Welche Aha-Erlebnisse ich beim Impro-Kurs hatte, erfahrt ihr in meiner Reportage.
Ich stolziere durch den schnöden Besprechungsraum am Standort Wannsee. Um mich herum sind 13 weitere Frauen, die durch den Raum schreiten. Wir sind Königinnen. Erhobenen Hauptes blicke ich die anderen an. Eigentlich nehme ich sie kaum wahr und laufe stolz an ihnen vorbei. Szenenwechsel: Ich bin aus Versehen auf der Gästeliste der adligen Party gelandet. Um mich herum schreiten die Königinnen. Ich fühle mich extrem unwohl und falsch am Platz. Ich mache mich klein, ziehe meine Schultern hoch und schaue weg, weil mich der Augenkontakt peinlich berührt.
Auf die Körpersprache kommt es an
Eine ähnliche Szene und zwei Rollen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Am Ende der kleinen Übung merke ich: Es ist meine Körperhaltung, die mir meinen sozialen Status als Königin oder als nicht geladener Partygast verliehen hat.
Wir alle wissen, dass sich Frauen in Meetings oft nicht so gut verkaufen können wie ihre männlichen Kollegen. Sie sind stiller oder geben in Gesprächen schneller „klein“ bei. Doch wie können wir Frauen uns nicht kleiner, sondern größer machen? Wie setze ich Augenkontakt, Stimme und Körperhaltung bewusst ein, um mir im Alltag Aufmerksamkeit und Wahrnehmung im Raum zu verschaffen?
Der Kampf um die Armlehne
Eine Teilnehmerin berichtet von ihrer morgendlichen S-Bahn-Fahrt. „Ein Mann blockierte anderthalb Sitzplätze. Als ich mich trotzdem auf den viel zu engen Sitzplatz drängelte, machte er die Beine breit. Ich dachte: das kann ich auch! Also fuhren wir Knie an Knie, bis er ausstieg.“ Chapeau, denke ich. Ich wäre sicherlich aufgestanden.
Den Teilnehmerinnen fallen sofort ähnliche Situationen ein: der Kampf um die Armlehne im Kino oder im Zug. Wir spielen die Szene nach. Bevor ich richtig mitbekomme, dass es losgeht, hat meine Spielpartnerin die Armlehne belegt. Na großartig, ein Fehlstart. Ich fahre meine Ellenbogen aus und drängele zurück. Sie hält entschieden dagegen. Nichts zu machen. Ich akzeptiere meine Niederlage und verschränke die Arme. Dann wage ich einen neuen Versuch. Dieses Mal gibt meine Partnerin nach und macht mir ein Angebot. Ich erobere die Armlehne. So geht es eine Weile zwischen uns hin und her.
Es fühlt sich schlecht an, in der Rolle der unterlegenen Person zu sein und um mein Recht zu kämpfen. Als ich bemerke, dass wir die Rollen immer mal wechseln, ist es Okay. Barbara Klehr erklärt: Im Impro wie natürlich auch im richtigen Leben geht es darum, dem Gegenüber auch mal ein Angebot zu machen, also einfach von der überlegenen in die unterlegene Rolle zu wechseln. Diese Balance zu finden ist wichtig, wenn man Kommunikation auf Augenhöhe möchte.
Ein hartes Nein und ein leises Ja
Als nächstes rufe ich in einen „Spiegel“ hinein. Ich bin in der Mitte, die anderen Teilnehmerinnen stehen im Halbkreis um mich herum. Ich soll nur „Ja“ auf möglichst verschiedene Weise sagen: mal zögerlich, mal euphorisch, mal energisch oder nachdenklich. Mal laut, mal leise. Die Menschen im „Spiegel“ machen mich mit der gleichen Stimme und Haltung nach. Ich staune, wie schwach ein Ja sein kann, kaum wahrnehmbar.
Das üben wir zu zweit weiter. Meine Partnerin sagt andauernd Ja und ich antworte mit Nein. So geht das eine ganze Zeit weiter. Ich bin überrascht, wie hart mein Nein klingen kann, wenn ich möchte. Und wie frustrierend es für mich ist, als mir meine Partnerin immer wieder ein Nein entgegengeschmettert.
Wie andere uns wahrnehmen
Das größte Aha-Erlebnis habe ich zum Schluss. Wir werden in zwei Gruppen eingeteilt: die Spielerinnen und die Beobachterinnen. Es geht wieder darum, dass wir Gäste auf einer Party sind. Die spielenden Frauen erhalten eine Nummer von eins (übermäßig selbstbewusst) bis sechs (übermäßig untergeordnet). Die Spielerinnen beginnen, sich im Raum zu bewegen. Ich brauche nur einige Minuten, um zu erkennen, wer welchen Status hat. Dann tauschen wir und ich bin mit Schauspielern dran. Zufälligerweise habe ich die Nummer eins bekommen und muss als „Über-Selbstbewusste“ durch den Raum schreiten. Ich mache mich groß und laufe mit breiten Schultern durch den Raum. Ich suche den Augenkontakt. Auch hier erraten die Zuschauerinnen sofort, wer welche Rolle innehat.
Wir haben es in der Hand, liebe Frauen!
Über diese Szene denke ich im Anschluss weiter nach: Es ist offenbar gar nicht so schwer, eine vorgegebene Rolle zu übernehmen – und sie so zu spielen, dass die anderen Personen sie erkennen. Was hindert mich also, dies im richtigen Leben auszuprobieren? Ich nehme mir vor, dass ich vor wichtigen Gesprächen überlege: Wie soll mein Gegenüber mich wahrnehmen? Und was kann ich mit meiner Körpersprache tun, um das zu fördern? Wenn das so einfach auf der Bühne geht, dann sollte es uns doch auch im Alltag gelingen, liebe Frauen!
Dank der wunderbaren Anleitung hat der Workshop sehr gut funktioniert und sehr viel Spaß gemacht. Und die Botschaft ist glasklar bei mir angekommen:
Es kommt nicht nur darauf an, was wir sagen, sondern ganz entscheidend: WIE.
Übrigens: ich habe bisher noch nie Impro-Theater gespielt, das war auch nicht notwendig. Selbstverständlich muss sich jede Teilnehmerin auf das Abenteuer einlassen und bereit sein, in neue Rollen zu schlüpfen. Doch es lohnt sich. Man lernt sehr viel: über sich selbst und andere!
Reportage: Silvia Zerbe, Fotos: Stefanie Kodalle
Impro-Kurse mit den Berliner Gorillas
Weitere Infos zu den Business-Impro-Kursen des Berliner Impro-Theaters “Die Gorillas” findet ihr hier: https://www.die-gorillas.de/business-training/angebote.html
Tolle Reportage. Klingt unbedingt nach Wiederholung.