Es kommt etwas in Gang, auch am HZB: Das HZB ist seit Anfang 2020 auf Ökostrom umgestiegen, die Grünanlagen werden künftig ohne Laubbläser und Pestizide gepflegt und das Umweltteam entwickelt konkrete Vorschläge, um Flugkilometer und Wärmeverbrauch zu drosseln. Wir treffen Kolleginnen und Kollegen auf Klimademos oder zu Vorträgen und Workshops mit Schülerinnen und Schülern. Der Klimawandel bedroht Wohlstand, Gesundheit und Frieden – wir wissen das seit mehr als 30 Jahren und es ist wirklich höchste Zeit, zu handeln.
Flugreisen sind besonders klimaschädlich
Weil Flugreisen besonders klimaschädlich sind, haben wir am HZB im letzten Herbst eine Umfrage gemacht. Die Resonanz war hoch: 146 Mitarbeitende aus dem HZB möchten auf Kurzstreckenflüge verzichten und sind bereit, stattdessen auch lange Bahnfahrten in Kauf zu nehmen. Wir waren mit dabei, als Berliner Forschungseinrichtungen auf der großen Klimademo am 20. September kurz auf der Bühne ihre Zahlen zeigen konnten. Insgesamt hatten damals schon 1728 Leute aus Berliner Forschungseinrichtungen eine Erklärung unterzeichnet, dass sie keine Kurzstreckenflüge mehr unternehmen werden. Bundesweit sammeln nun Scientists for Future diese Erklärungen auf einer Webseite, und da die Namen auf der HZB-Liste nicht automatisch weitergeleitet werden durften, hoffe ich, dass viele HZB-Kolleginnen und Kollegen hier nochmals unterzeichnen möchten: “Unter 1000 mach ich’s nicht”. Inzwischen haben schon über 3600 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diese Verzichterklärung unterzeichnet.
Konkreter Erfolg: Bundesreisekostengesetz
Dieser Einsatz räumt Hindernisse aus dem Weg. Lange Bahnfahrten, so hieß es, seien oft teurer und daher müsse man nach dem Bundesreisekostengesetz dann eben doch fliegen. Aber Gesetze lassen sich ändern. Und das ist nun geschehen, wie ein Schreiben aus dem Bundesministerium des Inneren zeigt. Selbst wenn die Bahn teurer sein sollte oder eine lange Bahnfahrt noch eine Zwischenübernachtung erfordert, werden die Kosten übernommen. Denn dass eine Bahnfahrt manchmal teurer ist als ein Flug, liegt vor allem daran, dass in den Preisen die ökologischen Folgekosten nicht enthalten sind. Ein echter Strickfehler im System.
Vorangehen! Die Helmholtz-Petition
Jetzt kursiert auch ein offener Brief an das Präsidium der Helmholtz-Gemeinschaft, der Sofortmaßnahmen zum Klimaschutz in der Helmholtz-Gemeinschaft fordert. Die Helmholtz-Gemeinschaft soll zeigen, was sie kann und deutlich vor 2050 die Klimaneutralität erreichen, am besten schon 2035. Manche kritisieren, dass dieser Brief keine ganz konkreten Maßnahmen enthält, aber das ist Absicht – der Brief soll die Entwicklung von Maßnahmen anstoßen, die natürlich diskutiert werden müssen. Manche finden auch, dass Unterschriften allein nichts bringen. Aber sie sind ein Signal. Und viele Unterschriften geben denen Rückenwind, die ehrgeizige Vorhaben umsetzen wollen. Alle Mitarbeitenden in Helmholtz-Zentren können diesen Brief unterschreiben, bis heute waren es 1500. Sind Sie mit dabei?
Hier sind nochmals die im Text erwähnten Webseiten und Quellen aufgeführt:
- Umweltbundesamt: Vergleich der durchschnittlichen Emissionen
- Bundesreisekostengesetz: Rundschreiben Januar 2020 aus dem Bundesministerium des Inneren.
- “Unter 1000 mach ich’s nicht”_ Scientists for Future. Freiwillige Selbstverpflichtung zum Verzicht auf Kurzstreckenflüge:
- Petition Klimaneutrale Helmholtz-Gemeinschaft: Der Brief mit den gesammelten Unterschriften soll vor der Mitgliederversammlung im März 2020 an das Helmholtz-Präsidium geschickt werden. Alle Helmholtz-Mitarbeitenden können unterzeichnen.
Danke für diesen schönen Beitrag, Antonia! Obwohl wir in der Petition nicht darauf abheben, so muss man unser Anliegen auch in den Kontext der aktuellen Klimapolitik stellen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland ist in den letzten Jahren durch eine Vielzahl von Regularien nahezu zum Erliegen gekommen und hunderttausende von Arbeitsplätze in der Solar- und Windbranche gingen verloren oder sind akut gefährdet. Die öffentliche Debatte dreht sich hingegen fast ausschließlich um die vergleichsweise geringere Zahl von Arbeitsplätzen in der Kohleverstromung. Und der verzögerte Ausstieg aus der Kohle kann nun mit dem Fehlen von erneuerbarer Kraftwerkskapazität begründet werden – eine in sich konsistente Politik, nur leider überhaupt nicht nachhaltig sondern höchstes Risiko fürs Klima! Was kann unsere Rolle dabei sein als Forschungszentrum mit Fokus auf erneuerbarer Energie? Wir können den Ausbau von Photovoltaik auf unseren eigenen Liegenschaften vorantreiben – vielleicht sind die Rahmenbedingungen bei eingehender Prüfung doch nicht so ungünstig wie der eingangs geschilderte Hintergrund es nahelegt.