30 Menschen waren der Einladung von LGBTQ+STEM Berlin gefolgt und hatten sich zur Besichtigung von BESSY II angemeldet. Danach stand gemeinsames Grillen auf dem Programm. Eine große, fröhliche und sehr diverse Gruppe. Organisiert wurde dieser Abend von Klaus Jäger, HZB-Solarexperte und selbst seit Gründung aktiv bei LGBTQ+STEM Berlin.
Nach der Führung mit drei Expertinnen durch BESSY II wanderte die Gruppe rüber zum PVcomB, wo Christian Kaufmann und Klaus Jäger in der Zwischenzeit schon den Grill angeworfen hatten. Man kam schnell ins Gespräch. Ich war neugierig. Die Buchstabenkette ist für mich ein Zungenbrecher, LGBTQ steht für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender and Queer, also für Menschen, für die das klassische Heteroschema und/oder das in der Geburtsurkunde eingetragene Geschlecht nicht passen. STEM bedeutet Science, Technology, Engineering, Mathematics – Tätigkeitsbereiche, in denen Konventionen oft nur langsam hinterfragt werden.
Queere Menschen sind oft unsichtbar
Warum ist so eine Gruppe für dich wichtig, habe ich Keshia gefragt, die an der Uni Potsdam ihre Masterarbeit in Biotechnologie macht. „Wissenschaft ist ziemlich homogen und nicht besonders vielfältig. Queere Menschen sind oft nicht sichtbar“, sagte mir die junge Biologin: „Bestimmte Themen wie Intersektionalität werden gar nicht besprochen.“ Sie schätzt insbesondere den offenen Austausch mit den Mitgliedern der Gruppe. Chemiestudentin Diaga fügt an: „Ich denke, dass die Unterhaltung darüber in den Geistes- und Sozialwissenschaften naheliegender und offener ist als in den MINT-Fächern, wo die eigene historische/epistemologische Einordnung aus meiner Sicht heraus so gut wie gar nicht stattfindet.”
Diversität in der Wissenschaft
Die Aktivitäten der Gruppe machen Mut, meint Jack, der als promovierter Biologe schon jahrelange Erfahrungen im Wissenschaftsbetrieb einbringt. „Wir sind ja in den Naturwissenschaften so betont nüchtern, blenden privates oder emotionales Befinden gerne aus. Aber es ist wichtig, dass wir auch am Arbeitsplatz zeigen können, wer wir sind. Wissenschaft ist auch bunt und divers, wie die Gesellschaft eben überhaupt.“
Entscheidend ist der Respekt
Viele Teilnehmer*innen hatten sich zusätzlich zu ihrem Vornamen noch die Pronomen (he/him oder she/her) auf das Namensschild geklebt, andere nicht. Ich fremdele damit, mir scheint das etwas überdreht, solange Kleidung oder Name ausreichend Signale geben, ob jemand als Frau oder Mann angesprochen werden möchte. So habe ich dann auch gefragt, wie man es nun halten solle. Und anders als auf Twitter gab es nur nette Antworten. Von „mache ich immer so“ über „ist auch besser, weil internationale Namen oft nicht eindeutig sind“ und „aus Solidarität“ bis „einfach vergessen“ und „mache ich nicht“. Alles war möglich und irgendwie OK. Uff, Glück gehabt, ich hatte nämlich meine Pronomen nicht extra zugefügt, aus Starrsinn als alte weiße Frau. Am Schluss stellt Jack klar, worum es dabei eigentlich geht: „Für mich ist das nicht so entscheidend, aber wir sind alle verschieden. Was ich wirklich wichtig finde, ist, dass wir uns gegenseitig mit Respekt begegnen. Die Pronomen sind da ein Aspekt, wenn sie dem Gegenüber wichtig sind, gehört es zum respektvollen Umgang dazu, das zu akzeptieren. Was ich schwierig finde, ist Dogmatismus, egal von welcher Seite.“
Interessiert?
Für Menschen, die am HZB beschäftigt sind, gibt es eine Mailingliste. Eine kurze Email genügt, um sich dort eintragen zu lassen und alle Infos zu erhalten. queer-admin@helmholtz-berlin.de .
Wer möchte, kann sich auch direkt bei der Berliner Gruppe melden: hello@lgbtqstemberlin.de.