VON ANDRE NEUBAUER: Wer kann schon von sich behaupten, seinen Freiwilligendienst an einem Teilchenbeschleuniger UND einem Forschungsreaktor zu machen? Im letzten Teil erzähle ich, was ich unter einem FNJler Plus verstehe: wie ich im Naturkundemuseum als Journalist unterwegs war und wie ich mit den Studis auf Demos zog.
Mein FJN+: Über den Tellerrand hinausschauen
Das Schöne an einem Freiwilligendienst ist es ja, in andere Berufe rein zu schnuppern, um sich ein Bild davon machen zu können. Hier am HZB bietet sich eine riesige Auswahl an Berufsfeldern an, in denen man hospitieren, Fragen zum Alltag stellen und eigene Aufträge bekommen kann. So war ich bei Andreas Weber von der Augentumortherapie (im Bild oben), er hat mir das Zyklotron für die Erzeugung des Protonenstrahls für die Therapie gezeigt und ich durfte bei der 3D-Modellierung eines Patientenauges mithelfen.
Ich konnte auch bei Holger Kropf hospitieren, als er Studenten in die Elektronenmikroskopie eingewiesen hat. Es kamen coole Gespräche zustande und ich durfte sogar nachher mit ihm den Flüssigstickstofftank auswechseln. Im Institut für Solare Brennstoffe konnte ich mit Prince Saurabh Bassi über die solare Wasserstofferzeugung reden und mit Max Grischek, der in einer Nachwuchsgruppe über Perowskit-Solarzellen forscht, das Labor besichtigen.
Auch in der Kommunikation durfte ich für Antonia Rötger als Journalist arbeiten. Mein Auftrag war es, einen Blogbeitrag über eine Veranstaltung des Naturkundemuseums zu schreiben, an der die Forscher Moritz Kölbach und Matthias teilnahmen, um mit Mitstreitern der Fridays-for-Future-Bewegung ins Gespräch zu kommen. Das war was ganz anderes. Es war atemberaubend, das erste Mal im riesigen Naturkundemuseum Berlin zu sein und sich in den vielen Ausstellungsräumen zu verlieren. Einen Tag lang hin und her zu reisen, Fotos zu schießen und Interviews zu führen, hat echt Spaß gemacht – und hier ist mein eigener Blogbeitrag! All diese Besuche haben meinen Horizont erweitert und ich habe sehr viel lernen können.
Freiwilligendienst als Studienorientierung
Ich arbeite mit zwölf Studenten am Schülerlabor (sechs in Wannsee, sechs in Adlershof) und wir verstehen uns prima. Sie studieren die unterschiedlichsten Fächer, von Physik und Chemie bis Regenerative Energien und Technischer Umweltschutz. Auch studieren sie an verschiedenen Universitäten, was für mich sehr gut ist, da ich ihre Meinung zu dem Fach und der jeweiligen Uni zu hören bekomme. Manchmal laden sie mich auch zu einsteigerfreundlichen Vorlesungen ein, damit ich mir ein Bild von dem Gebäude und den Professoren machen kann. Und ich muss zugeben, ich habe eine sehr schöne Zeit mit den Studis, sie geben mir nicht nur Tipps zu Fachrichtungen, sondern auch zu veganen Burgerläden, Clubs und Bars, aber auch zu Wohngeld, Bafög und Studentenwohnheimen mit. Sie laden mich auch manchmal zum Essen oder zu Demos ein. Ich fühle sich da sehr aufgenommen als FJNler.
Unterhaltsam wird es immer, wenn die Studis hitzig, um mich kämpfen; da heißt es: „Komm zur TU, Andre! An die TU gehen die coolen Leute und wir haben die beste Mensa!“ Oder: „Also die FU ist ja weitaus angenehmer und studentenfreundlicher als die TU und die HU.“ Oder: „Nein, das stimmt nicht. Außerdem hat die HU einen besseren Campus und einen viel besseren Ruf weltweit.“ Bis Benjamin aus der Ecke ruft: „Hey, die Uni Potsdam ist auch noch da!“
Fazit: Jeder Zeit wieder!
Das Freiwillige Jahr in Wissenschaft, Technik und Nachhaltigkeit ist für mich eine bereichernde, schöne und weiterbildende Erfahrung. Ich konnte in eine fremde Stadt ziehen, neue Menschen und neue Sichtweisen kennenlernen und habe viel über mich selbst erfahren. Wenn ich könnte, würde ich ein FJN noch einmal machen.
Hey, André, toller Bericht. Ich habe deine drei Folgen sehr genossen und dich dabei als supercoolen jungen Menschen kennengelernt, der wissbegierig und offen ist und mit großem Spaß an all die Dinge herangeht, die ihm geboten werden. Bestimmt wird es in deinem Leben viele tolle Möglichkeiten geben. Mit deiner offenen Art wirst du sie ganz sicher auch erkennen und den richtigen Weg für dich finden. Schön, dass du am HZB warst und unsere eigene Welt bereichert hast.