Viele Kolleg*innen arbeiten wieder vor Ort, andere weiterhin im Homeoffice. Diese verschiedenen Arbeitswelten werden uns auch in den nächsten Wochen begleiten. Deshalb stellen wir in lockerer Reihenfolge Mitarbeiter im Homeoffice und „Rückkehrer“ vor.

Heute sprechen wir mit Michael Tovar, der am HZB-Standort in Wannsee ein großes Röntgenlabor betreut. Die Fragen stellte Sophie Spangenberger.

Du bist für das Röntgenlabor am Standort Wannsee verantwortlich. Wie seid ihr mit dem Lockdown umgegangen?
Unser Laborbetrieb ist am Experiment ausgerichtet und funktioniert natürlich nur mit Präsenz. Die Instrumente laufen im 365-7-24 Modus und kommen vielleicht nur mal vor Weihnachten in den Standby-modus. Mit dem Corona-Lockdown mussten wir das Labor nun vollständig schließen. Das war das erste Mal in diesem Umfang seit der Laboreröffnung 2015. Die letzten Tage vor dem Übergang ins Homeoffice habe ich zusammen mit meinem Laborkollegen René Gunder damit verbracht, alle Instrumente kontrolliert herunterzufahren und das Labor in einen betriebssicheren Zustand zu versetzen, damit keine Havarie passiert, wenn keiner für die Laborsicherheit vor Ort sorgen kann. Das war ein sehr komisches Gefühl und wir haben es wirklich nicht gerne gemacht.

Wie lief die Wiederaufnahme?
Am ersten Labortag am 4. Mai, ging alles wieder rückwärts. Die Wiederinbetriebnahme der Instrumente nach dem längeren Stillstand dauerte etwas länger als geplant weil Teile einer Röntgenröhre verstopft waren, was nicht gleich ersichtlich war. Dazu kam die sicherheitsgerechte Einrichtung des Labors inkl. Hinweisschilder zur Maskenpflicht oder Mindestabstand, Raumtrennung etc.. Es war erst ungewöhnlich mit einer Maske zu arbeiten, aber wir haben uns schnell daran gewöhnt.

Neben dem Röntgenlabor bist du dabei das Experiment Falcon E11 im Rahmen der Reaktorabschaltung abzubauen. Welchen Einfluss hat Corona auf diese Abläufe gehabt?

Das E11 („FALCON“) wird entsprechend der vertraglichen Vereinbarung am Paul-Scherrer-Institut (PSI) in der Schweiz weiterbetrieben und wir wollten es schnellstmöglich übergeben. Corona hat die Arbeiten zwar verzögert, mit geeinten Kräften konnten wir das Instrument aber bis Mitte Juni transportfertig machen. Am 29. Juni wurde das E11 schließlich abgeholt und wird in nächster Zeit von den Kolleginnen und Kollegen am PSI technisch überprüft und dann wiederaufgebaut. Ursprünglich sollte ein HZB-Team den Wiederaufbau am PSI begleiten. Das ist aufgrund der derzeitigen Reisebeschränkungen nicht möglich. Selbstverständlich stehen wir aber auch in der Ferne mit Rat und Tat zur Seite. Und sobald es die Umstände zulassen werden wir auch einen Vor-Ort-Besuch abstatten. 

Musstest du während des Lockdowns ins Labor fahren?
Zu Beginn des Lockdowns, im März,  war ich einmal am Standort Wannsee, um medizinisch relevante Schutzausrüstung im Rahmen  der HZB-Spendenaktion für Krankenhäuser zusammenzusammeln. Ich habe mich gefreut, auf diese Weise einen kleinen Beitrag zur Besserung der Situation leisten zu können. Ein weiterer Anlass war die Räumung eines Laborraumes, um Platz für einen Instrumententransfer von der Universität Glasgow zu schaffen.

Die im Mai geplante Röntgen-Schule wurde abgesagt. Wie geht es jetzt weiter?
Das ist sehr schade, denn die Schule ist stark nachgefragt und erweist sich als sehr hilfreich für die Teilnehmenden. Entsprechend ist die eigene Motivation, die Schule durchzuführen. Wir überlegen nun Alternativlösungen, um sie trotz Beschränkungen stattfinden zu lassen, zum Beispiel ein höherer virtueller Anteil. Dennoch bleibt der Hauptfokus der Schule auf dem praktischen Durchführen von Experimenten im Labor und der Interaktion der Teilnehmenden.

Wie hast du deine Zeit im Homeoffice empfunden und was bleibt übrig?
Ich arbeite viel im Büro und Labor, Präsenz gehört zu meinem Berufsleben einfach dazu. Ich habe daher vor Corona von der Homeoffice-Möglichkeit keinen Gebrauch gemacht. Während des Homeoffice habe ich aber festgestellt, dass ich zum Beispiel administrative Aufgaben sehr gut von zu Hause erledigen kann, etwa Firmenkontakte, Bestellungen, Teilnahme an Webinaren und Videokonferenzen. Das ist auf jeden Fall ein positiver Lerneffekt. Dass im Homeoffice zwischen Privat- und Berufsleben ein mehr oder weniger fließender Übergang ist, hat mir weniger gut gefallen. Ich arbeite lieber in einer klar abgegrenzten Umgebung.