VON ANDRE NEUBAUER: Wer kann schon von sich behaupten, sein Freiwilliges Jahr an einem Teilchenbeschleuniger UND einem Forschungsreaktor zu machen? EIN ERFAHRUNGSBERICHT IN DREI TEILEN. Heute geht`s darum, was ich ein Jahr lang im Schülerlabor gemacht habe.
Meine zwei Einsatzstellen – und was ich dort mache
Ich bin tätig im Schülerlabor an den Standorten Berlin-Adlershof (mit dem Teilchenbeschleuniger BESSY II) und Berlin-Wannsee (mit dem ehemaligen Forschungsreaktor BER II und viele Laboren für die Energieforschung). In der Regel bin ich nur dienstags in Wannsee und den Rest der Woche in Adlershof, bei Sondertagen (falls ein Student krank ist oder bei Projekttagen) springe ich in Wannsee ein. Zwar gehören beide Standorte zusammen, jedoch unterscheiden sie sich in vielen Punkten in der Ausführung der Projekttage. Adlershof ist recht nah an meinem Wohnort, Wannsee hingegen nicht. Aber es hat schon seinen Charme, 90 Minuten durch Berlin zu fahren und in der S-Bahn bei Sonnenaufgang Musik zu hören.
Ich helfe aus, wo ich kann; ich arbeite zusammen mit den studentischen Hilfskräften bei der Betreuung der Klassen, ich hole Pakete von der Warenannahme ab, klappere Papierkram durch, baue Sachen auseinander oder zusammen. Die Schülerpraktikanten, die wir alle paar Monate bekommen, werden auch von mir betreut und eingewiesen. Manchmal bekomme ich Sonderaufgaben, die recht bunt ausfallen können. Kreativ wurde es, als ich ein Design für unsere Spektralbrillen entwerfen sollte, wissenschaftlich, als ich mir ein Schülerexperiment für das Messen der Haardicke mit Lasern ausdenken durfte.
Meine AG im Schülerlabor
Ganz stolz bin ich auf die Schüler-AG, die mir anvertraut wurde. Ich habe die Gruppe von Felix übernommen, der sie aufgrund seiner Doktorarbeit abgeben musste. Die Schüler-AG besteht momentan aus vier Schülern von verschiedenen Schulen, die wöchentlich donnerstags vorbeikommen. Da dieselben Kinder immer wieder kommen, ist es schön, sie kennenzulernen, mit ihnen Witze zu machen und über den Alltag zu reden. Die Projekte und Themen, die wir bearbeiten, darf ich mir ausdenken, was mir herzlich viel Spaß macht. Hin und wieder gibt es als Belohnung für die Kinder auch Schokolade.
Einmal alles allein am Laufen halten
Eine Herausforderung für meine Arbeit hatte ich, als meine Chefin Ulrike krank war. Ich sollte also zusammen mit den Studenten das Schülerlabor am Laufen halten, das beinhaltet: begrüßen, BESSY II am Modell erklären, eine einstündige Präsentation halten und den Stationsbetrieb anleiten. Darauf wurde ich vorbereitet, jetzt ging es darum, mich zu beweisen. Der Tag verlief glatt, ohne Probleme oder Qualitätsverlust. Die Schüler waren auch cool drauf und konnten gut mitkommen. Mann, war das ein tolles Gefühl.
Die anderen FÖJler am HZB
Zum Glück bin ich nicht der einzige Freiwillige am Helmholtz-Zentrum Berlin: Da wären noch meine FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr)-ler-Kollegen Marius und Yannic im Chemie- und Beschichtungslabor des HZB. Ihre Einsatzstelle ist ausschließlich in Wannsee, weswegen ich sie leider nicht oft sehe. Kennengelernt habe ich sie bei der Willkommensfeier Anfang September am HZB, bei der alle neuen Azubis, Studenten in dualen Studiengängen und Freiwillige ins Institut eingewiesen werden.
In Ferienzeiten, wenn im Schülerlabor wenig Betrieb ist, darf ich für eine Woche bei ihnen mitmachen. Zu ihren Arbeiten gehört das Warten des Laborequipments, die Durchführung von Messungen und die Aushilfe bei Laborarbeiten, also alles sehr forschungsnahe Aufgaben. Ich arbeite wirklich gern mit den Jungs zusammen, wir gehen auch mittags in die Kantine und treffen uns privat, sie konnten mir auch sehr viel von Berlin zeigen.
Nächste Woche: Mein FJN-Plus – über den Tellerrand hinausschauen
TEIL 1: Das große Abenteuer in Berlin beginnt
Im ersten Teil habe ich geschrieben, warum ein Düsseldorfer nach Berlin zieht.