Diversity ist derzeit eines der aktuellsten Themen. Überall sehen wir Kampagnen dazu. Unternehmen erkennen Potential für Gewinne. Institutionen wollen sich die kreative Kraft zunutze machen. Aber was meinen wir, wenn wir “Diversity” oder Diversität sagen, was ist der Umfang dessen? Wen wollen wir erreichen und wer fühlt sich angesprochen, wenn wir über die Wichtigkeit von Diversität sprechen.
Einzigartig und gemeinsam
Kurz gesagt: Diversität ist das Vorhandensein von vielen verschiedenen Merkmale in einer Gruppe von Menschen. Wenn wir sagen, dass Diversität wichtig ist, erkennen wir diese Vielfalt an Merkmalen an und schätzen sie wert. Das heißt, dass wir versuchen, alle Menschen vollständig an gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen und die Gleichberechtigung aller zu fördern – insbesondere derjenigen, die unterrepräsentiert oder diskriminiert sind.
Maßnahmen zur Förderung der Vielfalt müssen darauf abzielen, ein Zugehörigkeitsgefühl zu schaffen. Das gelingt uns, indem wir alle Menschen gezielt ansprechen und dafür sorgen, dass unser aller Stimme gehört wird und wir in unserer Einzigartigkeit gesehen werden. Schließlich sind wir alle nur das Ergebnis unserer Erziehung, unserer Gene, unseres Hintergrunds, unserer Umgebung und unserer Entscheidungen. Einiges davon können wir beeinflussen. Wir können beispielsweise daran arbeiten, bestimmte Charakterzüge zu erreichen, bestimmte Fähigkeiten zu trainieren und zu verbessern. Aber einiges wird uns von unseren Genen, der Gesellschaft und den Umständen aufgezwungen. Vieles davon bringt uns voran, kann uns einen zumeist unsichtbaren Schub nach vorn geben, aber vieles hält uns auch zurück. Unser Einzigartig-Sein jedoch hat einen unermesslichen Wert.
Vielfalt in der Wissenschaft
Nehmen wir die Wissenschaft als Beispiel: Uns wird beigebracht, dass Wissenschaft sei, als systematisches Streben nach Wissen, objektiv. Wir wissen, dass die Antworten auf die großen Fragen der Wissenschaft unabhängig von unserer Einzigartigkeit sind. Sie sind eindeutige Ergebnisse gut konzipierter Experimente – neutral und konsistent. Aber die Fragen, die wir uns stellen, und die Art und Weise, wie wir nach objektiven Antworten auf diese Fragen suchen, werden durch unser Vorwissen und unsere Erfahrung bereichert. Was ein*e Wissenschaftler*in tut, ist unvermeidlich davon geprägt, welche Person er*sie – einzigartig als Individuum – ist und wie er*sie mit anderen ebenso einzigartigen Menschen auf der gemeinsamen Suche nach Antworten auf die großen Fragen interagiert. Unser Anders-Sein, unser Einzigartig-Sein, sorgt für eine bessere Wissenschaft. Es bereichert wissenschaftliches Streben und bringt uns näher, die Wunder der Welt zu begreifen. Es macht uns alle gemeinsam kreativer und innovativer. Einzigartigkeit bringt uns weiter.
Diskriminierung und Privilegien
Einzigartig zu sein birgt auch Macht. Die Machtdynamiken im Kontext von Vielfalt sind komplex, und ihre verschiedenen Dimensionen bedeuten, dass wir manchmal Opfer von Diskriminierung sind, während wir manchmal selbst diejenigen sind, die andere diskriminieren. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir nicht nur die Umstände erkennen, in denen unsere Einzigartigkeit gegen uns arbeitet, sondern, dass wir auch der Situationen bewusst werden, in welchen wir davon profitieren. Wir müssen uns trauen, tief in uns zu gehen und uns unserer angeborenen und historisch vererbten Privilegien bewusst zu werden. Wenn wir erkennen und darüber nachdenken, wie wir von unseren Umständen profitieren, können wir selbst aktiv den Wandel formen.
Nur so können wir dazu beitragen, dass diejenigen, die zu den weniger privilegierten oder sogar völlig marginalisierten Gruppen gehören, ihre Stimme erheben können. Wir können das tun, indem wir öffentlich Unterstützung zeigen, indem wir Gleichberechtigung als Mittel zur Erreichung von Gleichheit fördern, indem wir dafür kämpfen, dass jede*r genug Raum bekommt, um zu gedeihen und sich voll und ganz zu entfalten. Es ist kein einfacher Prozess, da wir gegen künstliche historische und systemische Barrieren ankämpfen müssen, die geschaffen wurden, um Menschen auszugrenzen, anstatt sie zu integrieren. Aber am Ende werden wir alle besser dastehen.
von Ana Anselmo – Diversity-Beauftragte des HZB.
Dieser Beitrag ist Teil einer Blogreihe zum Thema Diversity. Die weiteren Artikel findest du hier.