Altmetric zählt, wie häufig wissenschaftliche Publikationen im Netz erwähnt werden, ob in Twitter, Facebook, in Blogbeiträgen oder auf Reddit. In vielen Journalen, aber noch nicht allen, ist der Altmetrics-Button schon integriert.
Ein Altmetric-Score um die 80 ist schon sehr gut
Die allermeisten wissenschaftlichen Publikationen werden fast gar nicht wahrgenommen, böse Zungen sagen: Außer den Autoren und den Peer-Reviewern liest sie niemand. Weniger als fünf Prozent der Publikationen erreichen Scores von 80 und mehr. Einige Publikationen aus dem HZB schaffen das.
Ende des Jahres veröffentlicht Altmetric die Top 100, eine Liste von Publikationen, die die meiste Aufmerksamkeit im Netz erreicht haben. Die Werte bewegen sich zwischen 2000 und 10000. Aus dem HZB ist da natürlich kein Paper dabei, überhaupt kaum etwas aus Physik, Chemie oder Materialforschung. Medizin, Umwelt- und Sozialwissenschaften dominieren die Top 100-Liste.
Mich hat nun aber interessiert, welche Nachrichten aus dem HZB in 2018 die höchsten Altmetric-Scores erreicht haben. Dabei habe ich nur die Publikationen berücksichtigt, zu denen ich eine Meldung geschrieben habe. Das ist nur ein kleiner Teil aller Publikationen aus dem HZB, allerdings meist danach ausgewählt, dass sie thematisch schon einen etwas größeren Kreis ansprechen.
1. Platz: Thermoelektrika mit Bleistift und Papier
Mit einem Altmetric-Score von 265 hat in 2018 eine Publikation aus dem Team um Norbert Nickel die meiste Aufmerksamkeit im Netz erzielt. Im Journal der American Chemical Society, Applied Material & Interfaces beschreiben die Physiker, wie sie mit einfachsten Mitteln ein thermoelektrisches Element realisiert haben: Ein normaler Bleistift, Kopierpapier und ein leitfähiger Kunststofflack reichen aus, um eine Temperaturdifferenz in Strom umzuwandeln.
2. Platz: Parketmuster aus Molekülen
Den zweiten Platz mit einem Score von 105 hält ein Nutzerteam, TU München, mit einer Publikation in Nature Chemistry. An BESSY II haben sie entdeckt, welche chemischen Prozesse bei der Selbstorganisation organischer Moleküle zu so genannten Parkettmustern ablaufen.
3. Platz: Bessere Kontaktschichten für Solarzellen
Den dritten Platz belegt eine Publikation aus dem Team um Steve Albrecht in Advanced Energy Materials. Zusammen mit Partnern aus Litauen hat die Gruppe ein neues Verfahren entdeckt, um effiziente Kontaktschichten in Perowskit-Solarzellen zu realisieren: Es basiert auf Molekülen, die sich selbstorganisiert zu einer Monolage anordnen. Mit einer besonders schönen Illustration konnten sie sogar das Titelbild des Journals gestalten.
Lieblingsfundstück unter den Top 100 der letzten Jahre
Es lohnt sich aber auch, in den Altmetrics-Listen zu stöbern. Was viele wissenschaftsaffine Menschen interessiert, ist meistens wirklich spannend. Im Altmetric-Statistik-Rückblick auf die letzten Jahre habe ich eine echte Perle gefunden, eine Langzeitstudie aus dem Journal für Social Science & Medicine aus 2016. Sie kam zu dem schönen Fazit, dass Bücherlesen die Lebenserwartung erhöht.
Länger leben durch Bücher!
Um 23 Monate im Durchschnitt leben Bücherwürmer länger als Lesemuffel. Zeitungen oder Magazine wirken weniger lebensverlängernd als richtige Bücher, besagt die Studie auch noch, die sich auf eine Kohorte von 3600 Menschen aller Altergruppen und sozialen Schichten beruft. Ein “kognitiver Mechanismus” soll dafür verantwortlich sein, aha! Aber für mich herrliche Nachrichten, ich darf mir’s jetzt aussuchen, mich entweder durch Sport zu quälen oder auf dem Sofa noch ein dickes Buch zu lesen. Diese Wahl fällt mir leicht.