Auch von schlechtem Wetter und der Corona-Pandemie haben sich mehr als 10.000 Menschen am Freitag nicht abhalten lassen, an der Berliner Klimademo teilzunehmen. Die Fridays for Future hatten dazu aufgerufen und dafür Fahrradrouten sowie ein Bühnenprogramm am Brandenburger Tor organisiert. Und zwar mit vorbildlichem Hygienekonzept, Abstand und Masken – und trotzdem guter Laune. Aus dem HZB waren einige Kolleginnen und Kollegen mit dabei und berichten, was sie bewegt hat*.
“Trotz Regen und anderer Verpflichtungen war es mir wichtiger ein Zeichen für die existenzielle Bedeutung der Klimakrise zu setzen”, sagt Jens Niederhausen.
Und Franziska Buchner meint: “Ich habe das Gefühl, dass es immer noch nicht bei jedem angekommen ist, dass wir unseren Planeten Erde dramatisch aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Deswegen wollte ich helfen, den öffentlichen Druck zumindest zu halten, besser noch zu erhöhen”.
Treffpunkt Futurium
Tatsächlich regnete es am Morgen zunächst in Strömen. Wir waren froh, dass wir uns am Treffpunkt beim Futurium unterstellen konnten. Dort hatten sich auch die Scientists for Future versammelt. Wir haben uns mit Faktenschildern der Scientists for Future ausgestattet und Flaggen am Rad befestigt.
Fahrrad-Routen durch Mitte
Dann ist eine Gruppe Richtung Brandenburger Tor geradelt, andere schlossen sich der Fahrrad-Demo an, die noch eine Runde in Mitte drehte.
“Was ich wirklich nett fand, waren die vielen Gruppen, die sich entlang der Strecke aufgebaut und eigene Aktionen veranstaltet hatten: WWF war in der Reinhardtstraße, die SolarDrums von Greenpeace und Extinction Rebellion in der Friedrichstraße und noch weitere”, erinnert sich Rolf Krahl.
Klimagerechtigkeit hat viele Dimensionen
„Wir haben uns später in der Nähe des Ehrenmals vorm Brandenburger Tor gesammelt und dem Bühnenprogramm zugehört. Was mich sehr berührt hat, war eine junge Frau, die auf der Bühne ein Gedicht vorgetragen hat. Das war sprachlich einfach sehr gut und hat vieles auf den Punkt gebracht”, sagt Bettina Kuske. “Kurz bevor ich wieder los musste, gab es einen musikalischen Beitrag von Celina Bostik: „Nie wieder leise“ – das hat bei mir auch zu Gänsehaut geführt,” sagt Franziska Buchner.
Verantwortung übernehmen
Das Bühnenprogramm war extrem vielfältig. Dabei spielten auch Themen wie Flucht, Rassismus und Ausbeutung eine Rolle. “Dass die Klimakrise von vielen Rednern mit Rassismus verknüpft wurde erschien mir erst als Überladung des Hauptanliegens und dadurch möglicherweise überfordernd für viele potentielle Unterstützer der FFF-Bewegung” berichtet Jens Niederhausen und fügt an: “Aber eigentlich verdeutlicht es zwei Punkte: Erstens, wir privilegierten Menschen haben die Verpflichtung, auch Menschen zu vertreten, die dies aus systemischen Gründen nicht selber können. Zweitens, die FFF-Bewegung hat ihre Prioritäten, die wir Unterstützer akzeptieren müssen. Es ist praktisch von der organisatorischen und aktivistischen Leistung von FFF zu profitieren. Aber wir müssen als S4F selbstständig in Erscheinung treten, wenn wir eigene Prioritäten im öffentlichen Diskurs setzen wollen. Die können dann natürlich auch ‚Rassismus in der Klimakrise‘ und ‚globale Ungerechtigkeit‘ beinhalten.” Christoph Merschjann betont: “Wir haben im Grunde keine echte Vorstellung von der Situation dieser Menschen. Da wird nochmal deutlich, dass die Krise nicht erst kommt, sondern längst da ist, nur noch nicht “so richtig” bei uns. Obwohl man sie auch hier deutlich sehen kann, wenn man nicht ständig wegschaut.”
Vorbildlich mit Abstand und Maske
Vorm Brandenburger Tor sammelten sich nach und nach immer mehr Menschen. Sie verteilten sich über die Straße des 17. Juni bis zur Siegessäule. Und zwar ohne Gedränge, sondern im korrekten Corona-Abstand auf weißen Punkten, die von den jungen Aktivist*innen im Morgengrauen mit Mehl auf den Straßen markiert wurden. “Ich fand es toll, wie gut die jungen Leute auf die Abstandsregeln geachtet haben und dass wirklich alle den Mund-Nasenschutz getragen haben“, sagt Bettina Kuske.
„Ich war beeindruckt von der Größe der Demo trotz Regen und Corona und ich finde, wir sollten das Thema Klimawandel nicht wegen Corona vernachlässigen und wir sollten die Schüler mit ihrem Protest nicht alleine lassen. Der Klimawandel wird bleiben nachdem Corona längst vergessen ist,“ meint Iver Lauermann.
Bühnenprogramm auf Youtube
Die Redebeiträge auf der Bühne kann man noch auf Youtube nachhören: Bei Minute 53 tritt die junge Aktivistin mit einem Gedichtbeitrag auf. Anschließend, ab Minute 58 kommt die Rede von Stefan Rahmstorf, einem renommierten Klimaforscher, der bei den Scientists for Future aktiv ist und bereits seit vielen Jahren vor den Folgen des Klimawandels warnt.
*Diese kurzen Stellungsnahmen aus dem HZB-Kollegenkreis sind nur ein Ausschnitt, denn einige Kolleginnen und Kollegen hatten sich auch privat auf der Demo verabredet oder haben sich woanders engagiert.
Stellungnahme Bernd Rech zum globalen Klimastreik am 25. September 2020