Es kommt ziemlich oft vor, dass Nikolay Kardjilov interessante Gäste hat. Der HZB-Experte für Neutronentomographie ist weltweit gefragt, auch wenn es darum geht, wertvolle Kulturschätze zu untersuchen. Erst vor kurzem warteten ein paar Ritterhelme in dem grauen Metallschrank auf die Analyse. Wollmützen sollten das kostbare Originalstück beim Transport vor Kratzern schützen, erklärt David Edge.
Die Frage: wer hat diese Helme hergestellt?
Edge ist Kurator der Wallace Collection in London. Neben Gemälden und Mobiliar der letzten Jahrhunderte befindet sich hier auch eine der wichtigsten Sammlungen von Rüstungen und Waffen aus Europa. Die vier Ritterhelme stammen aus dem 15ten Jahrhundert, vermutlich wurden sie in Italien hergestellt, berichtet Edge.
Er und sein Kollege, der Archäometallurgie-Experte Dr. Alan Williams, haben sie persönlich im Handgepäck aus London nach Berlin-Wannsee transportiert. An der Berliner Neutronenquelle BER II hilft ihnen Kardjilov dabei, die Helme zu untersuchen.
Wegpolierte Stempel sichtbar machen
Denn im Lauf der Jahrhunderte hat sich die Oberfläche der Helme durch ständiges Polieren verändert. Dadurch sind die Prägestempel nicht mehr vollständig sichtbar oder sogar ganz wegpoliert. Diese Prägestempel weisen jedoch auf die Werkstatt hin, in der der Helm einst geschmiedet wurde. Doch auch, wenn sie oberflächlich wegpoliert sind – in der Mikrostruktur des Metalls sind noch Verdichtungen nachweisbar.
Mit Neutronentomographie können diese Verdichtungen sichtbar gemacht werden. „Wir haben hier die Möglichkeit, den so genannten Phasenkontrast zu nutzen, damit arbeiten wir die Spuren deutlich heraus“ erklärt Kardjilov.
Und der Metallspezialist Alan Williams fügt hinzu: „Wir arbeiten wie Kriminaltechniker, aber viel vorsichtiger. Die legen gestohlene Waffen einfach in ein Säurebad, um die abgefeilten Seriennummern zu rekonstruieren, dabei wird die Waffe natürlich zerfressen. Die Neutronentomographie ist jedoch eine zerstörungsfreie Methode, wir sehen die Stempel und beschädigen den Helm dabei überhaupt nicht.“