Viele Kolleginnen und Kollegen arbeiten zurzeit im Home-Office, tauschen sich per Telefon, Videokonferenzen oder Chats aus. Trotzdem fehlt es uns, andere Kollegen einfach mal im Flur oder in der Küche treffen. Wir verlagern hier die “Flurgespräche” ins Digitale. Heute stellen wir Ivona Kafedjiska vor. Sie ist Doktorandin am PVcomB und arbeitet an Tandem-Solarzellen im HySPRINT Labor und im CISSY-Lab. Außerdem engagiert sie sich für das HZB-Doktoranden-Netzwerk.
Wie verbringen Sie Ihren Tag?
Gerade jetzt bin ich in der Küche und führe dieses Skype-Interview. Aber eigentlich arbeite ich an meinem Schreibtisch im Schlafzimmer. Abends lese ich oder zeichne, aber wir puzzlen auch oft, und legen riesige Puzzles, mit 1000 oder 2000 Teilen, und wir vergessen alles andere. Und manchmal schreibe ich einen Beitrag für meinen Blog, da kann ich meine Gedanken formulieren.
Machen Sie sich im Moment viele Sorgen?
Natürlich mache ich mir Sorgen, zum Beispiel um meine Familie in Mazedonien. Meine Oma hat mir am Telefon gesagt, dass sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr so viel Angst hatte. Einerseits fühle ich mich sehr privilegiert, weil ich ein gesichertes Einkommen habe, während gerade so viele Menschen ihre Jobs verlieren. Aber andererseits ist für uns Doktoranden die Schließung der Labore ein großes Problem. Wir haben eine Whatsapp-Gruppe und ich weiß auch von den anderen, die noch nicht in der Phase des Zusammenschreibens sind, dass sie alle unter Druck stehen. Wir müssen neue Resultate gewinnen, damit wir die Doktorarbeit abschließen können.
Was können Sie jetzt stattdessen tun?
Ich versuche, es positiv zu sehen und die Zeit zu nutzen. Ich bin im zweiten Jahr meiner Doktorarbeit und schreibe nun schon einmal meine bisherigen Ergebnisse auf und tauche in die Literatur ein. Und außerdem hoffe ich, dass ich meine Programmierkenntnisse verbessern kann. Das ist etwas sehr Nützliches, das ich schon immer tun wollte. Jetzt tue ich es.
Haben Sie einen Ratschlag für Ihre Kollegen?
O ja, eigentlich schon. Mein Rat an die anderen Doktorandinnen und Doktoranden ist: Es ist OK, wenn Ihr weniger produktiv seid als normalerweise und wenn ihr diese Zeit schwierig findet. Aber wenn es zu schwer wird, nehmt unbedingt Kontakt zu euren Betreuern auf, oder zu Kolleginnen oder Kollegen, denen Ihr vertraut, fragt um Rat, kommuniziert. Und ich möchte die Betreuerinnen und Betreuer bitten, jetzt nicht zu streng zu sein, nicht zu negativ zu urteilen, wenn der Student irgendwie feststeckt. Wir sind alle in dieser seltsamen Situation, und es sollte in Ordnung sein, wenn man mal einen schlechten Tag hat. Ich versuche das zu tun und die Ideen und Ermutigungen von meinem Betreuer Iver Lauermann und dem Team helfen mir, die Motivation zu behalten. Ich bin wirklich dankbar für ihr Verständnis, das bietet eine Art von Trost in dieser Zeit.
Und worauf freuen Sie sich?
Meine Schwester hat Zwillinge, im April werden sie ein Jahr alt. Die ganze Familie hatte geplant, zur Geburtstagsfeier zu kommen, aber das geht nun nicht mehr. Ich hoffe, sie so bald wie möglich gesund und wohlauf zu sehen. Und ich freue mich wirklich darauf, wieder ins Labor zu gehen und neue Solarzellen herzustellen. Wir brauchen ja auch dringend Lösungen, um den Klimawandel zu bremsen.
Ivona schreibt in ihrem Blog “Jungle Dancer” über das Leben, die Forschung und alles dazwischen.