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Kernfragen – Gedenken an Lise Meitner

By: Antonia Rötger
On: 16. November 2018
In: Geschichte
Tagged: Ehrenamt, Engagement, Kultur, Kunst, Lise Meitner

Es gibt nicht viele Theaterstücke, die sich mit Persönlichkeiten der Wissenschaft beschäftigen. Zu komplex, zu trocken, zu wenig Drama. Das war hier nicht der Fall: Vor großem Publikum fand am 13. November 2018 die Uraufführung von „Kernfragen“ des Portraittheaters Wien statt.

Anita Zieher vom Porträttheater Wien verkörpert Lise Meitner perfekt. Bild: Bernhard Wannenmacher/FU Berlin.

Der riesige Hörsaal im Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin war fast komplett gefüllt. Auf der Bühne entfaltete sich in anderthalb Stunden ein facettenreiches Drama mit Lise Meitner und ihren Zeitgenossen Otto Hahn und Max von Laue als Protagonisten. Meitner und von Laue treten auf der Bühne auf, mal einzeln, mal im Dialog, Hahn kommt aus dem Video-Off dazu. Und dann sitzen sie alle drei beim Wein, erinnern sich an gemeinsame Erlebnisse und versichern sich ihrer jahrzehntelangen Freundschaft, bevor Lise aus dem Video herausspringt und von ihrer harten Zeit in Stockholm erzählt.

Als Flüchtling am Katzentisch

Lise Meitner wird von Anita Zieher großartig gespielt, mit österreichischem Zungenschlag, kernig, witzig – und manchmal verbittert. Mit 60 Jahren muss sie noch einmal von vorne anfangen, als Flüchtling am Katzentisch in einem fremden Labor in Schweden, während ihre Freunde in Deutschland ihre Arbeit einfach so fortsetzen können. Warum haben sie nicht mehr Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet? „Nur Einzelnen habt ihr geholfen“, klagt sie an.

Aus wechselnden Perspektiven

Im Hintergrund der Bühne, auf einer gigantischen Leinwand erscheint Otto Hahn, einmal nur noch als stammelnder Mund, um Verständnis bittend für seine Situation. Durch die Inszenierung werden die Konflikte nicht aufgelöst, sondern facettenreich vorgeführt – jeder spricht aus seiner Perspektive, aber nimmt die des anderen nur aus der Ferne wahr. Hahn und von Laue erleben in Deutschland den Bombenkrieg, während sie Meitner in glücklicher Sicherheit wähnen.

Einsatz von Lichtkunst und Musik

Die Lichtkunst unterstreicht hintergründig, was passiert, mal flattern Periodensysteme über die Wand, mal naturgesetzlich sich bildende Muster aus Öl, Wasser und Tinte. Ein großer Chor trägt europäisches Kulturgut vor, gefühlvoll bis schrill.

Altersweisheit und Abgeklärtheit

Blick auf die Bühne, den Chor und die Lichtinszenierung. Foto: Meng Liu

Heinz-Eberhard Mahnke, Physiker und bis zu seinem Ruhestand Mitarbeiter am HZB, hat dieses Projekt vorangetrieben. Als er vor etwa drei Jahren auf die Theatermacherin Sandra Schüddekopf traf, waren sich beide schnell einig, dass ein neues Stück geschrieben werden müsse. Es gab zwar bereits einen Theatertext, aber der drehte sich vor allem darum, dass Lise Meitner nicht den Nobelpreis erhalten hatte. „Man kann doch einen Menschen nicht würdigen, indem man darauf fokussiert, was nicht geklappt hat“, sagt Schüddekopf. Daraufhin schrieb sie ein neues Stück. „Darin wird auch die Altersweisheit und Abgeklärtheit deutlich, die Lise Meitner in ihren späteren Jahren auszeichnet“, erklärt Mahnke.

Der Text speist sich vor allem aus dem umfangreichen Briefwechsel zwischen Lise Meitner und Max von der Laue zwischen 1938 und 1948, den der Wissenschaftshistoriker Jost Lemmerich herausgegeben hat. Das Stück „Kernfragen“ zeigt die Komplexität der zwischenmenschlichen Beziehungen in dieser entsetzlichen Zeit auf, ohne einfache Antworten zu suggerieren. Einer Zeit, in der auch die Physik, die eigentlich Klarheit verheißt, zunehmend politisch wurde.

 

Nächste Aufführung in Berlin: 15. Februar 2019

Weitere Termine und Orte: www.portraittheater.net

2018-11-16
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