Trotz Corona brauchen wir einen systematischen Austausch in der Wissenschaft. Dafür müssen wir andere Wege gehen als bisher. Mittlerweile sind Online-Workshops und -Konferenzen für viele Forschende Normalität. Die Organisation ist jedoch immer noch eine Herausforderung. Wie lief eigentlich unsere erste mehrtägige Online-Konferenz ab? Ein Erfahrungsbericht.

Zirka 500 Teilnehmer nahmen an der viertägigen „Virtual Chalcogenide PV Conference 2020“ teil. Damit meldeten sich doppelt so viele an, wie das Organisationskomitee eigentlich anvisiert hatte. Das Programm drehte sich um Chalkopyrit-Solarzellen. Es gab 60 Vortragende, zehn wissenschaftliche Programmteile, eine Panel-Diskussion, drei parallele Posterpräsentationen und eine E-Poster-Ausstellung.

Wenn eine Absage auch eine Chance sein kann

Das Programm konnte schnell auf die Beine gestellt werden. Zwei geplante Veranstaltungen – ein CIGS-Symposium auf dem Spring Meeting der European Material Research Society und der IW-CIGSTech-Workshop – konnten nicht stattfinden, doch die Vorträge waren schon größtenteils bereits geplant. Da die Sprecher bereits feststanden, war man sich schnell einig, eine digitale Konferenz auszuprobieren. „Es war wichtig, dass der wissenschaftliche Austausch über die CIGS-Photovoltaik weiterhin stattfinden konnte. Dass diese Idee am Ende so gut aufgegangen ist, ist für uns ein Meilenstein“, sagt Mitinitiator Rutger Schlatmann vom Kompetenzzentrum Photovoltaik.

Der Zeitplan war sportlich – zwischen der Entscheidung und der Durchführung lagen gerade einmal vier Wochen. Es gab viele Aufgaben: Ein Online-Konzept für die Durchführung erstellen, die Vortagenden anfragen, eine passende Konferenz-Plattform und Agentur finden und die Plattformen testen, testen, testen. Und die Anmeldungen kamen en masse. Kurz vor der Veranstaltung musste die Plattform sogar noch von den anvisierten 250 Teilnehmer auf 700 aufgestockt werden.

Ein wichtiger Tipp: Chatraum

„Wir hatten zu diesem Zeitpunkt nur wenig Erfahrungen mit solchen Online-Formaten,” für Sophie Spangenberger aus der Kommunikation, die die Veranstaltung mitorganisiert hat, war das eine stressige Zeit. “Aber alle haben uns vertraut, dass es schon klappen wird. Und wir haben auf die richtigen Tools gesetzt.“ Ein Erfolg war unter anderem, dass während der gesamten Konferenz ein Chatraum zum Austauschen zur Verfügung stand. Dieser wurde rege genutzt. Bis zum Ende der Veranstaltung gab es dort 8500 Einträge.

Kein Feierabend-Bier, aber dafür klimafreundlich

Der Austausch funktionierte perfekt, das Konzept ist aufgegangen, wie das Feedback von Jonathan Scragg von der Universität Uppsala bestätigt: „Vielen Dank für diese Konferenz! Sie ist eine Inspiration, wie wir unser Verhalten klimafreundlich anpassen können. Diese virtuelle Konferenz bot eine sehr gute Möglichkeit, Ergebnisse und Ideen zu teilen und zu networken. Auch die Nachteile (es gab kein Feierabend-Bier) wurden durch den riesigen Vorteil wettgemacht, dass wir keine Flugkilometer und CO2-Emmissionen verursacht haben. Lasst uns nächstes Mal nicht in den normalen Modus zurückgehen, sondern uns auch in Zukunft virtuell treffen!“