Skip to content
Helmholtz-Zentrum Berlin: Startseite HZB Campus Blog
HZBblog
Primary Navigation Menu
Menu
  • Über Uns
  • → Science blog

Rotkäppchen – zur Nachricht verdichtet

By: Antonia Rötger
On: 4. Dezember 2017
In: Adlershof, Karriere, Mitarbeiter/innen, Studierende, Wannsee
Tagged: Austausch, Beratung, Kommunikation, Schreibwerkstatt

Die neue Schreibwerkstatt@HZB: eine Stunde rund ums Schreiben

Seit kurzem haben wir eine kleine informelle Schreibwerkstatt am HZB. Wir probieren aus, wie wir unsere Texte lebendiger oder auch klarer und informativer machen können. Und dafür wühlen wir auch im Werkzeugkasten des Journalismus, probieren aus, was für unsere Zwecke passt. Beim letzten Mal ging es vor allem darum, sich von einer Geschichte ganz zu lösen und die Nachricht herauszukristallisieren. Und das erwies sich als weniger einfach als gedacht!

Eine ganz bekannte Geschichte

Ein Kind mit rotem Mützchen, von der lieben Großmutter handgestrickt, wandert durch den dunklen Wald. Dort trifft es auf den bösen Wolf und der hat – natürlich – einen heimtückischen Plan. Diese Geschichte haben die Gebrüder Grimm höchst lebendig erzählt, nicht ohne die passende Lehre hintendran zu hängen:

„Du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Wege ab in den Wald laufen, wenn dir’s die Mutter verboten hat.“

Doch was ist eigentlich die Nachricht?

  • Eine Nachricht zeichnet sich durch ein paar Eigenschaften aus: Die Information muss wichtig für eine bestimmte Zielgruppe sein (Nachrichtenwert). Die Nachricht ist knapp und nüchtern formuliert. Sie enthält Antworten auf eine Reihe von W-Fragen (wer, wo, wann, was, warum, wie, woher, wieviele, wozu…). Und sie stellt die Neuigkeit an den Anfang.

Wie sieht also Rotkäppchens Geschichte als Nachricht aus?

Eine mögliche Lösung:

Seniorin und Enkelkind lebend aus Wolf gerettet

Gestern konnte ein Forstangestellter im Hambacher Forst zwei Personen lebendig aus dem Magen eines Wolfs herausschneiden. Der Jäger entdeckte das laut schnarchende Raubtier in einer Hütte. Aus dem abnorm geschwollenen Bauch des Wolfs drangen schwache Hilferufe der beiden lebendig verschluckten Opfer, einer Seniorin und ihrer Enkeltochter. Die beiden sind nun wohlauf. Der Wolf verstarb nach der OP.

Bei einer Mikrotasse Tee treffen wir uns im kleinen Kreis. Ziel der Werkstatt ist es, Übung und Sicherheit beim Texten zu gewinnen.

Wir stellen fest: Infos ja, Moral nein.

Die W-Fragen sind beantwortet. Teilweise mussten wir dafür noch im Märchen nicht enthaltene Informationen ergänzen. Denn “Geschichten” sind häufig recht ungenau, wir wissen nicht, wo Rotkäppchens Wald liegt und auch nicht, wann der Vorfall stattgefunden hat. Nachfragen und weitere Recherchen sind nötig. Auch die moralische Botschaft fehlt. Das ist gut so bei einer Nachricht. Nachrichten sind eine sehr wichtige Textsorte. Am HZB schreiben wir die Web-News immer sehr nachrichtlich, ausgeweitet zum sachlichen Bericht. Aber natürlich und zum Glück sind Nachrichten und Berichte nicht die einzigen Textsorten.

Kurze (und unvollständige) Aufzählung der journalistischen Textsorten

  • Bei einer Nachricht wird nicht einfach die Geschichte chronologisch nacherzählt, sondern die Zeitrichtung dreht sich auch um: das Neueste kommt zuerst, dann nur ein knapper Rückblick, sofern das zur Erläuterung nötig ist.
  • Etwas ausführlicher als eine Nachricht ist der Bericht. Auch hier bleibt kein Platz für persönliche Meinungen oder gar moralische Appelle. Fakten und Erläuterungen zum Hintergrund, allenfalls ein paar wörtliche Zitate von wichtigen Leuten oder ein szenischer Einstieg lockern den Tatsachenbericht etwas auf.
  • Das ändert sich bei der Reportage oder dem Feature: Hier können sich die Schreibenden austoben, natürlich stets auf Basis hervorragend recherchierter Fakten. Die Reportage gilt als die Königsdisziplin. Während Nachricht und Bericht das reine Handwerk sind, spielt in der Reportage auch der persönliche Stil der Schreibenden eine Rolle. Auch ihre persönlichen Überzeugungen können hier durchschimmern, vermittelt über Atmosphären, Gespräche mit Zeugen, Protagonisten und manchmal sogar einen Ich-Erzähler.
  • Und natürlich gibt es auch einen ausgesuchten Platz für die eigene Meinung: der Kommentar. Dorthin passt dann auch ein guter Rat. Und so schrieb auch ein Teilnehmer der Schreibwerkstatt:

„Und der junge Wolf hätte besser auf seinen Großvater gehört. Denn der hatte ihn immer ermahnt: Du sollst deine Mahlzeiten nicht so gierig runterschlingen, sondern immer gründlich kauen! “

 

PS: Zur Schreibwerkstatt

Wir treffen uns meistens am Freitag, um 13:00, nur für eine Stunde, irgendwo am BESSY II. Wer mitmachen möchte, kann sich bei antonia.roetger@helmholtz-berlin.de melden. Bei Interesse biete ich dieses informelle Schreibtraining auch gerne in Wannsee an. Denn mit kurzen und konkreten Übungen lassen sich eigene Texte schnell besser lesbar machen.

 

2017-12-04
Previous Post: Warum ich eine ORCID ID habe
Next Post: Rumänien – Unsere erste CALIPSOplus-Reise

Folge uns

Suchworte

Ausbildung Austausch Beratung bERLinPro Beschleunigerphysik BESSY II BESSY VSR Bildung Coaching Corona Diversity Diversität Doktoranden Ehrenamt Energie Engagement FJN Freiwilligendienst FÖJ Führungskräfte Gast Homeoffice Internationalisierung Klimaschutz Klimastreik Klimawandel Kommunikation Kooperation Kryotechnologie Kultur Kunst Lise Meitner Materialforschung Nachhaltigkeit Nachwuchs Preise Schülerexperimente Schülerlabor Solarenergie Solarzellen Umweltschutz Vielfalt Wissenstransfer Zusammenarbeit Zusammenhalt

Neueste Beiträge HZBblog Campus

  • Was stimmt nicht mit der Zeit? 19. September 2025
  • Keine Angst vorm Jobinterview: Mit Gaming zur Ausbildung 17. April 2025
  • Aus dem Schülerlabor zum Ausprobieren: Experiment zur Lichtbrechung 1. Februar 2025

Archive

New on HZBblog science

  • What’s wrong with time?

  • The smell of solvent and the silence of a diffractogram

Verwandte Beiträge

Kaffee, Zimtschnecken und Gespräche über den Klimawandel

"Ich wünsche mir für die Zukunft mehr Forschende aus Afrika"

"Diversität regt kreatives Denken an."

Links

Beitrags-Feed (RSS)

www.helmholtz-berlin.de

Helmholtz-Zentrum Berlin

Impressum

Datenschutz

Logo Helmholtz-Zentrum Berlin