Felicia Laberer hat einen Traum, den sie sich schon bald erfüllen will: Sie möchte an den Paralympics 2021 in Tokio teilnehmen. Der Weg dorthin ist nicht einfach, denn die weltweite Konkurrenz ist groß. Sechs Tage pro Woche trainiert die Para-Kanutin dafür im Olympiastützpunkt in Berlin-Grünau. Der Trainingsplan muss auch mit den Ausbildungszeiten gut abgestimmt sein, denn im nächsten Jahr will die 19-Jährige ihre Lehre als Kauffrau für Büromanagement am HZB beenden.

„Homeoffice kommt mir momentan sehr entgegen“, sagt Felicia lachend in die Kamera. „Die Fahrzeiten zur Berufsschule und zum HZB entfallen und zwischendurch kann ich auch mal kurz am Paddel-Ergometer trainieren.“ Bald wird es für sie ernst, da zählt jede Trainingseinheit: Der Vorentscheid im Para-Kanu findet in wenigen Wochen in Ungarn statt. Nur wer sich einen der zehn Listenplätze ergattert, darf in den Flieger nach Tokio steigen. Weil bereits sechs Plätze durch die letzte Weltmeisterschaft-Platzierung feststehen, gibt es nur noch vier freie Quotenplätze. „Das ist eine echte Konkurrenzsituation“, sagt sie, „zumal ich wegen Corona nicht optimal trainieren konnte.“

Training am Olympia-Stützpunkt in Berlin-Grünau

Aber immerhin: die Athlet*innen können momentan wieder relativ normal für Olympia und die Paralympics trainieren. Das war vor einem Jahr, zu Beginn des ersten Lockdowns, anders: „Da wurden unsere Trainingsstätten für mehrere Wochen dicht gemacht, erst im Sommer ging das Training langsam wieder los“, erzählt sie. „Dadurch haben wir viel Zeit verloren.“ Ohnehin sind die Trainingsbedingungen für die Athlet*innen seit Corona sehr verschieden, jedes Land hat eigene Regeln: So konnten die Sportler*innen in Schweden beispielsweise das ganze letzte Jahr ohne Einschränkungen weitertrainieren, während andere Länder die Trainingsstätten monatelang geschlossen hielten.

Felicia Laberer gehört dem Deutschen Nationalteam an und fährt im Einzelkanu Sprints von 200 Metern. Wettkämpfe in ihrer Disziplin, dem Para-Kanu, wurden erstmalig 2016 bei den Paralympics in Rio de Janeiro ausgetragen. Die Athletin hat eine angeborene Dysplasie, ihr rechtes Bein ist verkürzt und sie trägt eine Prothese. Am Olympiastützpunkt trainiert sie in einer reinen Männergruppe und sie ist die einzige Athletin mit einer Behinderung. Das störe sie nicht, der Zusammenhalt sei sehr gut und man helfe sich untereinander. Das sei das Wichtigste.

Endlich wieder Wasser unter dem Kanu

Im Winter 2020/21 trainierten die Wassersportler*innen ausschließlich in der Halle. „Normalerweise hätten wir uns in wärmeren Regionen im Trainingslager auf die Wettkämpfe vorbereitet“, erzählt sie. Weil sie wegen Corona aber nicht ins Ausland reisen durften, blieben nur die heimischen Gewässer zum Üben. Und die waren lange zugefroren. Als die Seen im Berliner Süden Ende Februar endlich eisfrei waren, ging es wieder raus: „Es war herrlich, wieder Wasser unter dem Kanu zu haben“, schwärmt sie.

Nun, einige Wochen vor dem Vorausscheid, zieht das Training weiter an: Felicia Laberer trainiert sechs Mal pro Woche für 1 bis 3 Stunden. Einmal pro Monat fährt die Mannschaft ins Trainingslager, innerhalb Deutschlands natürlich. Dafür bekommt sie von ihrer Ausbildungsstätte und der Berufsschule eine Freistellung. Die Athletin glaubt fest daran, dass es mit der Paralympics-Teilnahme in Tokio klappt, hat aber auch einen Plan B: „Falls nicht, probiere ich es 2024 in Paris nochmal“, sagt sie.

Erst Leistungsschwimmerin, nun Para-Kanutin mit großem Ziel

Ohnehin ist Felicia Laberer schon sehr weit gekommen, Paralympics hin oder her. Denn sie hat erst 2018 mit dem Para-Kanu-Sport angefangen. Dass sie in anderthalb Jahren so viel geschafft hat, ist außergewöhnlich. Das viele Training spornt sie an, der Sport motiviert sie: Bevor sie zum Para-Kanu gewechselt ist, war Felicia Laberer sechs Jahre Leistungsschwimmerin. „Irgendwie hat der Sport für mich schon immer dazugehört“, sagt sie.

Und wie steht’s mit ihren beruflichen Zielen? „Ich möchte meine Ausbildung am HZB beenden, die mir sehr viel Spaß macht. Ich bin momentan in der Finanzabteilung und war davor im Einkauf und im Inneren Dienst. Besonders froh bin ich, dass ich für meinen Sport viel Verständnis und Unterstützung am HZB bekomme“, sagt sie. Wie es beruflich später weitergeht, weiß sie noch nicht genau. Momentan steht der Sport an erster Stelle – und ihr großer Traum, die Paralympics-Teilnahme, ist zum Greifen nah.

 

 

Ein Kommentar

  1. Viel Erfolg! Ich drücke alle Daumen, dass es klappt.

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