Einsichten und Aspekte aus einer Fokusgruppendiskussion

Das EU-Projekt GRECO, an dem sich das HZB-Team um Eva Unger beteiligt, fordert den Austausch mit der Gesellschaft ein: Welche Aspekte sind für Andere wichtig? Was hat die Forschung bislang vielleicht übersehen? Und welche neuen Ideen ergeben sich durch den Dialog?

V.l.n.r.: Björn Rau (HZB), Florian Mathies (HZB), Klaus Hackenschmied (CSU), Klaus Jäger (HZB), Max Vella und Clara Marisa Mayer (Fridays for Future Berlin), Berit Müller (DGS), Johan Christoph Stang (BAM), Anya Heider (RLI).

Daher hatte der HZB-Physiker Klaus Jäger für das GRECO-Projekt Ende Mai eine Fokusgruppendiskussion organisiert. Teilgenommen haben Expertinnen und Experten aus verschiedenen Forschungseinrichtungen (HZB, Reiner Lemoine Institut, BAM), ein Bundestagsmitarbeiter der CSU, zwei junge Menschen von Fridays for Future und eine Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie. Das Museum für Naturkunde stellte einen Raum für die Diskussion zur Verfügung.

Vorgaben behindern den Ausbau

Berit Müller, Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie, kennt die Praxis.

Tatsächlich standen in der intensiven zweistündigen Diskussion die wissenschaftlichen Aspekte im Hintergrund, es ging um Arbeitsplätze, um Stromtrassen und um gesetzliche Vorgaben, die aktuell den Ausbau der Photovoltaik behindern. „Die Hemmnisse sind auch steuerrechtlicher Natur, zum Beispiel: warum muss ich meine kleine Anlage anmelden und auf einmal zum Unternehmer werden?“ sagte Berit Müller, Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie. Außerdem werde es immer schwieriger, Handwerker zu finden, die zu einem vertretbaren Preis die Module montieren.

Flächen für PV: nicht nur Dächer, auch Fassaden sind geeignet

Björn Rau baut am HZB aktuell eine unabhängige Beratungsstelle für Bauwerkintegrierte Photovoltaik auf. Denn an Fassaden ist noch viel Platz.

Photovoltaik-Experte Björn Rau, HZB, wies darauf hin, wie viel zusätzliche Flächen Fassaden für den Einbau von Photovoltaik bieten. Allerdings sei es bislang noch recht komplex, PV-Fassadenelemente einzuplanen. Dafür müssten alle am Bauprozess Beteiligten auch umdenken. Denn die energetische Aktivierung von Fassaden stellt höhere technische Anforderungen, auch weil solche Elemente deutlich mehr Auflagen erfüllen müssen als andere Fassadenelemente. Zwar gibt es bereits eine EU-Richtlinie, nach der ab 2021 nur noch Niedrigstenergiegebäude gebaut werden dürfen, allerdings definiert sie keine konkreten Kennzahlen für ein solches Gebäude. Auch hier wären konkrete Vorgaben hilfreich.

Akzeptanz für Stromtrassen

Beim Thema Stromtrassen fehle die Akzeptanz, sagte Anya Heider vom Reiner Lemoine Institut: „Veränderungen kommen nicht von allein, sondern brauchen einen gewissen Druck. Akzeptanz kann man vor allem durch Transparenz und Information fördern.“ Dafür müssten auch die Planungsverfahren verbessert werden, forderte Berit Müller, die seien – ihrer Erfahrung nach – intransparent. „Warum können wir nicht die Streifen entlang der Autobahnen nutzen, um dort Windräder, Solarpaneele und Stromtrassen  zu bauen?“, fragte der Student Max Vella in die Runde.

Junge Leute sind bereit – aber die Politik ist auch gefragt

Jeder muss einen Beitrag leisten, findet Klaus Hackenschmied, CSU.

„Wir planen ja Trassen, aber dagegen wird geklagt und die Kläger schöpfen den Rechtsweg aus. Und das ist ja auch gut so, dass sie das können“, entgegnete Klaus Hackenschmied, CSU und fügte an: „Mich persönlich würde es freuen, wenn sich ein allgemeines Verständnis herausbildet, dass jeder einen Beitrag leisten muss, etwa auch durch weniger Konsum oder eben die Akzeptanz von Stromtrassen.“  

Fridays for Future Aktivistin Clara Marisa Mayer lebt bewusst umweltfreundlich, fordert aber auch von der Politik bessere Rahmenbedingungen.

Und fragte dann die beiden Fridays for Future-Aktivisten: „Kommuniziert ihr untereinander, dass auch Einschränkungen beim Konsum nötig sind?“  Viele Kinder fahren diesen Sommer nicht mit den Eltern in den Urlaub, weil diese fliegen wollen. Sie verzichten auf die Flugreise, das ist eine bewusste Entscheidung!“, antwortete die Schülerin Clara Marisa Mayer. Und Max Vella fügte an: „Wir fragen uns auf den Demos gegenseitig, was man persönlich gegen den Klimawandel tut, also Fleischkonsum einschränken, Kleidertausch statt neu kaufen. Uns ist klar, dass wir auch selbst gefragt sind. Aber die Politik muss sich eben auch ändern.“