In der kommenden Woche wird gefeiert im alten Kesselhaus am HZB-Standort Wannsee. Handwerker und Techniker haben das seit 2001 nicht mehr genutzte Gebäude in den letzten Monaten in einen hochmodernen Komplex für Laserlabore verwandelt. Wir durften uns in den heiligen Räumen und Katakomben des Kesselhauses schon vorher umschauen, geführt vom HZB-Projektleiter Peter Schubert. Es war die letzte Gelegenheit, die Laborräume ohne größeren Aufwand zu betreten. Denn in wenigen Wochen wird hier unter extremen Reinraumbedingungen gearbeitet.
Reinraumklasse 5 und keine Temperaturschwankungen
Als wir uns vor dem Gebäude treffen, erklärt uns Peter Schubert an einem Beispiel, was das konkret bedeutet: „Wer raucht, muss eine halbe Stunde warten, bevor er in den Reinraum darf. Sonst würde er zu viele Rußpartikel hineintragen.“ In den Räumen herrscht bald Reinraum-Klasse ISO 5. Für Fachleute besagt die Norm unter anderem: gerade einmal 832 Partikel zwischen 1 und 5 Mikrometern pro Kubikmeter sind erlaubt.
Doch nicht nur das: „Damit die Experimente unter den geforderten Bedingungen laufen, darf die Temperatur maximal um 0,2 Grad schwanken und die Luft muss sehr trocken sein“, erklärt der Projektleiter. Genau diese Kombination – Reinraum, Temperaturkonstanz und geringe Luftfeuchtigkeit – bereiteten Ingenieuren und Technikern bei der Planung Kopfzerbrechen. Hinzu kommt: das Gebäude ist alt. Peter Schubert hat im letzten Sommer unter dem Dach nachgemessen: 40 Grad zeigte das Thermometer. Deshalb arbeiten die Techniker jetzt mit drei Klimazonen, damit sie das Soll erfüllen. Auch für die Luftfeuchtigkeit und Filtertechnik gibt es intelligente Lösungen.
Meine Kollegin Stefanie Kodalle hat einige verblüffende Details mit der Kamera eingefangen:
Klimaanlage
Die Klimaanlage ist riesig, insgesamt zwei Stück gibt es davon.
Rad zur Entfeuchtung der Luft
Das Rad in der Klimaanlage ist unscheinbar, hat aber einen faszinierenden Effekt: Ein 10.000 Meter langes Gel-Band ist hier aufgewickelt. Seine Funktion: Wie die kleinen Kieselgel-Tütchen im Schuhkarton sorgt das Band für das Entfeuchten der Luft im Reinraum. Es dreht sich ein Mal in zwei Minuten. Damit das Band wieder neue, feuchte Luft aufnehmen kann, wird es oben mit 80 bis 90 Grad heißer Luft getrocknet.
Wartungstunnel unter der Decke
20,5 Grad – plus, minus 0,2 Grad. Diese Anforderung haben die Wissenschaftler formuliert. Um die extremen Bedingungen zu realisieren, müssen drei Klimazonen eingerichtet werden – auch eine direkt unter der Decke. Doch auch hier muss die Technik gewartet werden. Am Anfang sogar täglich. Durch einen niedrigen Gang müssen die Techniker kriechen, um zu den Geräten zu kommen. Nichts für Menschen mit Knieproblemen.
Die Leittechnik für die Reinräume
Kabelwirr für den einen, ein selbststeuerndes System für den anderen: Die Mess- und Leittechnik steuert die Umweltbedingungen in den Räumen weitgehend autonom. Der Mensch muss hier nur äußerst selten eingreifen.
Kühl- und Warmwasserversorgung
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Das Kesselhaus musste neu an den Kühl- und Warmwasserkreislauf des Campus Wannsee angeschlossen werden – ebenso der benachbarte Neubau: das neue Energieforschungsgebäude (LE-Gebäude). Im Keller des Kesselhauses befindet sich nun praktischerweise gleich die Versorgung für beide Laborbauten. Dafür mussten die Bauarbeiter aber erst einmal Platz schaffen, Treppenzugänge bauen usw.
Blick in die Laserlabore
In den Laboren werden Laser-Experimente stattfinden. Eine Reinraumhütte dient den Laser-Aufbauten, in der zweiten werden die Experimente stattfinden. Der Laser kann Pulse im Femtosekundenbereich erzeugen und damit Reaktionen, die zum Beispiel an Grenzflächen stattfinden, “filmen”. Die Optik-Tische, auf denen die Laser und Spiegel aufgebaut werden, wiegen 2,5 Tonnen pro Stück und stehen auf extra glatten Fußboden. Dadurch soll es möglichst keine Erschütterungen geben, die die Experimente beeinflussen könnten.
Das Joint LAB zieht nach Wannsee
Mit der Freien Universität Berlin betreibt das HZB das “Joint Ultrafast Dynamics Laboratory in Solution and at Interfaces” – bislang in den Räumen der Uni. Damit in Zukunft alle Laserexperimente unter einem Dach stattfinden, zieht das Joint Lab nach Wannsee in die fertiggestellten Räume. Erste Teile des Equipments sind bereits angekommen.
An alles gedacht: Dusche, Umkleide, Küche und Büros
Auch Wissenschaftler brauchen morgens Kaffee. Kein Problem, im ersten Stock gibt es nicht nur helle neue Büros, sondern auch eine Küche und Dusche. Die Büros werden nun nach und nach bezogen: die Monitore sind schon da.
Unser Resümee
Wir waren vom Besuch des Kesselhauses und der neuen Laserlabore beeindruckt. Es ist ein gelungenes Projekt, das zeigt, wie man aus einer alten Bausubstanz ein hochmodernes und funktionales Gebäude macht.
Um zu dies zu unterstreichen, zeigen wir, wie es hier noch vor 10 Monaten aussah: