Milena Meschenmoser hat etwas geschafft, wovon andere nur träumen: Sie hat ihre Ausbildung zur Feinwerkmechanikerin als Beste des Landes Berlin abgeschlossen. Sie strahlt, als ich sie in der Werkstatt des Helmholtz-Zentrum Berlin treffe. Den fünfwöchigen Urlaub hat sie extra für einen Tag unterbrochen. Sie streckt mir ihre Hand entgegen und plaudert munter drauf los. Ihre Fröhlichkeit ist ansteckend. In den letzten vier Jahren war die Ausbildungswerkstatt in Wannsee ihr Dreh- und Angelpunkt, hier hat sie alles gelernt, was sie als Feinwerkmechanikerin können muss. Als ich sie darauf anspreche, dass sie sogar Landesbeste geworden ist, winkt sie ab: „Das bedeutet mir gar nicht so viel. Ich habe mich nur wirklich dahintergeklemmt, um einen guten Berufsabschluss in der Tasche zu haben.“
Milena ist 25 Jahre alt. Aufgewachsen ist sie in Stuttgart und Aachen; fürs Studieren zog sie direkt nach der Schule nach Berlin. Sie war gerade 19 Jahre alt, als sie in großen Hörsälen saß und Informatikvorlesungen besuchte. „Ich war noch sehr jung, alle um mich herum waren viel älter und ich kam nicht wirklich an der Uni zurecht“. Sie brach das Studium ab und absolvierte einen Bundesfreiwilligendienst im sozialen Bereich. „Ich kümmerte mich um sozial benachteiligte Kinder und half bei den Hausaufgaben. Das war genau mein Ding“, sagt Milena.
Danach wollte sie beruflich etwas vollkommen Neues machen und suchte nach einer Ausbildung in einem Handwerksberuf. Gleich beim Vorstellungsgespräch wurde sie darauf hingewiesen, dass sie vermutlich die einzige weibliche Auszubildende sein werde. Und so kam es auch. Gestört hat sie das nie. „Warum auch?“, fragt sie zurück.
Für die Ausbildung am Helmholtz-Zentrum Berlin hat sie sich bewusst entschieden. „Ich hatte mehrere Gespräche, auch bei anderen Forschungseinrichtungen. Aber als ich mit den Kollegen aus der HZB-Werkstatt gesprochen habe, spürte ich sofort: Hier wird die Ausbildung wirklich ernst genommen.“
Milena ist nicht die erste Auszubildende aus der HZB-Werkstatt, die ihre Lehre zur Feinwerkmechanikerin als Landesbeste absolvierte. Auch im letzten Jahr kam der Landessieger aus dem HZB. Wie lautet das Erfolgsgeheimnis? „Wir bekommen viel Eigenverantwortung und dürfen selbständig arbeiten. Gleichzeitig war mein Ausbilder Christian Remus immer für Fragen ansprechbar und hat mir weitergeholfen. Aus Gesprächen mit meinen Mitschülern weiß ich: Diese Betreuung ist nicht selbstverständlich.“ Im vierten Ausbildungsjahr bekommen die Azubis am HZB viel Zeit, um sich intensiv auf die Prüfungen vorzubereiten. „Der Ausbildungsablauf am HZB ist sehr gut organisiert. Wir haben uns tatsächlich nur mit prüfungsrelevanten Aufgaben beschäftigt.“
Die intensive Betreuung im Ausbildungsbetrieb machte einiges wett, was in der Berufsschule schieflief. „Leider herrschte bei uns – wie an allen Berliner Schulen – großer Lehrermangel. Es gab viel Unterrichtsausfall und die Lehrer wechselten oft. Das war schade.“ Offensichtlich war das eine prägende Erfahrung: Denn Milena hat sich entschlossen, ab dem Herbst 2018 Metalltechnik und Politik an der Technischen Universität und Freien Universität Berlin zu studieren – auf Lehramt. Ihr Ziel: Sie will Berufsschullehrerin werden.
Manchmal wird sie gefragt, warum sie denn noch studieren wolle. Ausgerechnet jetzt, wo sie so einen guten Berufsabschluss in der Tasche habe. „Mit Menschen zu reden und ihnen zu helfen, macht mir unheimlich Spaß.“ Das hat sie nicht nur beim Bundesfreiwilligendienst gemerkt, sondern auch bei ihrer Mitarbeit in der Jugend-und Ausbildungsvertretung des HZB. Die Ausbildung habe ihr überhaupt erst diese neue Perspektive gezeigt. „Ich sehe die Lehre nicht als Umweg in meinem Lebenslauf. Als Berufsschullehrerin kann ich Schülern viel mehr beibringen, weil ich weiß, wovon ich spreche und nicht nur die Theorie kenne. Ohne meine Ausbildung könnte ich nicht mit dieser Begeisterung vor einer Klasse sprechen“, ist sich Milena sicher. „Schließlich muss genau dieser Funke überspringen, damit auch nicht so lernstarke Azubis motiviert sind und einen guten Abschluss schaffen.“