Mittwochmorgen mitten in den Sommerferien: Es ist laut wie in einer Schulmensa. Kinder klappern mit Besteck herum und plappern durcheinander. Doch wir befinden uns nicht in einer Schule, sondern im Schülerlabor des Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB). Und noch etwas ist anders: die Kinder haben das Besteck nicht in der Hand, sondern lassen die Löffel an Bindfäden vor sich baumeln.
Damit sind wir mittendrin in einem Experiment zum Thema Schall. Während der Schulferien dürfen die Kinder von Mitarbeitenden eine Woche im Schülerlabor verbringen. 15 Plätze waren eigentlich dafür vorgesehen. Doch nun sind es 36 Kinder geworden, die eine Woche voller Abenteuer erleben: Sie experimentieren, basteln und gehen bei schönem Wetter auf den Spielplatz. Denn ein bisschen Bewegung zwischendurch schadet nie.
Mit Löffeln Töne hören
Doch was hat es nun mit den Löffeln auf sich? Sie baumeln an einem dünnen Faden vor der Brust. Die Kinder haben sich die Enden des Fadens um die Zeigefinger der rechten und linken Hand gewickelt. Dann halten sie sich mit den Fingern beide Ohren zu und versuchen gleichzeitig, mit dem Löffel gegen eine Tischkante zu schlagen. Ein Junge lauscht dem Klang und ruft begeistert: „Das hört sich schön an. Wie eine Glocke!“ Ich schaue ihn verwundert an, denn ich höre ein gar nicht wohlklingendes Klappern. Ulrike Witte aus dem Schülerlabor erklärt uns: „Durch den dünnen Faden wandern die Schallwellen direkt zu euch in die Ohren und werden nicht über die Luft übertragen. Dadurch klingen die Töne viel schöner.“ Die größeren Schüler*innen nicken. Die kleineren Kinder sind viel zu beschäftigt, um den Erklärungen zu lauschen, sie klappern lieber weiter mit ihren Löffeln und freuen sich über die schönen Töne.
Um Musik geht es auch beim Flaschen-Glockenspiel. Auf dem Tisch stehen sechs Glasflaschen, die unterschiedlich viel Wasser enthalten. Die Kinder nehmen einen Holzlöffel und versuchen, mit den Glasflaschen Melodien von Kinderliedern nachzuspielen. „Alle meine Entchen“ ist leicht zu erraten, doch manchmal ist die Lösung schwerer. Ein Mädchen stellt sich an und will es auch probieren. Erst traut sie sich nicht, aber Ulrike spricht ihr gut zu. Dann schlägt sie zaghaft mit dem Löffel gegen eine Flasche, die einen hohen Ton von sich gibt. Das Mädchen lächelt und gibt den Holzlöffel zufrieden an das nächste Kind weiter.
Auch Raketen machen Spaß
Nun bauen die Kinder Knalltüten aus Papier, einige funktionieren gut, andere brauchen ein bisschen Nachbesserung und die Betreuerinnen eilen zu Hilfe. Zum Schluss gibt es noch ein Arbeitsblatt mit einem Lückentext, um das Erlernte zu vertiefen. „Das Ausfüllen ist natürlich freiwillig“, betont Ulrike, immerhin sind Schulferien. Doch ich staune: Die größeren Kinder schnappen sich sofort einen Stift, füllen den Text aus und malen die Schallwellen von Mäusen, Löwen und Feuerwehrfahrzeugen auf die Rückseite. Ein kleiner Junge aus der ersten Klasse hat keine Lust dazu. Er nimmt sich einen breiten Gummi und lässt ihn durch den Raum fliegen. Er schaut mich an und sagt stolz: „Guck mal, meine Rakete“. Einmal fliegt sie so hoch, dass sie in der Deckenlampe landet. Ärger bekommt er dafür keinen, sondern er lässt danach seine Rakete weiterfliegen. Auch er experimentiert, nur eben auf seine eigene Weise.
Experimentieren mit Alltagsdingen
„Ich liebe Experimente mit Alltagsgegenständen“, verrät Ulrike, „man kann die Sachen nämlich oft anders verwenden, als wofür sie gedacht sind“, und trommelt zum Beweis auf einem Holzstuhl herum. Nach der Lektion zum Thema Schall geht es für die Kinder ab in den Frühstücksraum. Denn so viel Physik macht hungrig.
Ferienwoche am HZB
Die Ferienwoche für Kinder von Mitarbeitenden fand in diesem Jahr zum ersten Mal statt. Organisiert wurde sie vom Schülerlabor-Team und dem Office for Work and Life, das die Vereinbarkeit von Beruf und Familie am HZB fördert.
Was für eine tolle Aktion. Es wäre schön, wenn das beibehalten wird und wer weiß, vielleicht ist mein Kind im nächsten Jahr auch mit dabei. 🙂