Seit mehr als fünf Jahren warten im Garten von BESSY zwei riesige Flüssig-Heliumtanks vor sich hin, daß sie für das neue Energierückgewinnungsbeschleuniger-Projekt BERLinPro (https://www.helmholtz-berlin.de/zentrum/zukunft/berlinpro/index_de.html) ihren Job aufnehmen können. Mitte Juli legte sich ein dritter großer Tank dazu: Aus Tschechien kam in den frühen Morgenstunden ein 18 m–Flüssigstickstoff-Tank an. Dieser Flüssigstickstoff wird zum Vorkühlen der supraleitenden Beschleunigermodule gebraucht.
Foto: W. Anders
Der Fahrer manövrierte das Dingen zur allgemeinen Faszination präzise und rückwärts in die Lücke zwischen dem bERLinPro-Beschleuniger-Gebäude und unserer sogenannten “Schwerlast Halle”. Respekt.
Foto: W. Anders
“Naja…, kriegt das HZB halt einen Stickstoff-Tank”, mag vielleicht eine/-r beim Anblick dieser Fotos oder des weißen Tanks gähnen. “Was´n so interessant an so ´nem Tank?” Ha! Mooo-ment. Schritt für Schritt.
Also zunächst waren mal “die Kryos” dabei. “Die Kryos” sind jene Fachmänner (plus eine Fachfrau), die die Kältetechnologie und Kavitäten für BESSY, bERLinPro und das neue Projekt BESSY VSR (https://www.helmholtz-berlin.de/zentrum/zukunft/vsr/index_de.html) betreuen. Als ich sie da einträchtig zusehen sah, dachte ich mir, dieser Stickstoff-Tank ist doch jetzt sichtbarer Ausdruck ihrer Arbeit, auch der letzten Jahre für genau diese Projekte-was geht in ihnen gerade vor, wo das Teil endlich aufgestellt wird? “Die Kryos” sind für mich Kollegen, die hinter der oftmals berstenden Szene hier eher still und unbemerkt richtig coole Sachen machen.
Zweitens vermisste ich die ganzen bauintensiven Jahre hier immer irgenwie was, was richtig dick und fett drauf hinweist, was hier entsteht, na halt ein Schild, einen Schriftzug, irgendwas richtig Unübersehbares, was sagt: “Hier entsteht ein neuer Beschleunigertyp; das hier ist die Baustelle bERLinPro”. Ich meine, alle Welt bewirbt allen möglichen entbehrlichen Kram mit dicksten Logos. Und hier entsteht eine neue Technologie, und was machen sie, die Wissenschaftler? Vor sich hinwerkeln und wenig Aufsehen drum machen, sehr typisch. Ist doch immerhin interessant, oder nicht? Oder nur für mich? Glaub´ich nicht. Nüscht war zu sehen, gar nüscht. Aber jetzt: Tadaaa, bitte schön: Jetzt ist endlich was da, und ich finde, es sieht klasse aus, Zack 1: HZB. Zack 2: bERLinPro. Zack 3: VSR. Blaue Schrift auf schneeweißem Tank. Freu´ ich mich jedesmal drüber, wenn ich das sehe. (“Heh Leute, hier in Berlin gibt´s mehr zu sehen als das Brandenburger Tor.”)
Jedesmal, wenn diese Baustelle ein neues technologisches Wunderding kriegt (wie z.B. die Magnete für bERLinPro im Februar), bin ich hochgradig begeistert. Dann stehe ich da und denke, wow, das alles war mal zu irgendeinem Zeitpunkt nur ein Gedanke in irgendwelchen Köpfen irgendwelcher Wissenschaftler, und nun ist es Materie geworden: Sichtbar, messbar, funktional, und flunzzt. Darüber nachzudenken, was Gedanken so alles können, ist doch schon mal ganz interessant, während man zuschaut, wie die Spezialisten die Tank-Säule in ihre Zentimeter-genaue Position bugsieren. Denn es muß genug Platz bleiben, damit zum Anflanschen von Leitungen und Ventilen noch ausreichender Abstand zur Wand gegeben ist. Alles solche Details.
Foto: W. Anders
30-40 Tonnen schwer schätzten wir den Tank, der strikt vertikal aufgerichtet wurde. Und daß das auch exakt gelang, war an diesem strahlenden Tag leicht zu erkennen. Der Schatten des Tanks auf den Glasflächen des Gebäudes zeigt: Er ist exakt parallel zu den Linien.
Sieht doch gut aus, oder? Finde ich schon. Das ist nicht einfach “so´n Tank”. Es ist ein ganz besonderer Tank.