In diesem Jahr weiden sie das erste Mal am HZB in Wannsee: 15 Schafe und Lämmer von einem Schäfer aus Brandenburg. Sie zählen zur Rasse „Skudde“ und stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Wenn diese Schafe grasen, entsteht eine Wildwiese – und das ist gut für die Natur und für die Artenvielfalt. Warum, erklärt Schäfer Olaf Kolecki.
Herr Kolecki, wie geht es den Schafen in Wannsee?
„Denen geht es gut. Sie fressen sich satt. Zwei Lämmer wurden inzwischen in Wannsee geboren. Sie werden noch bis Oktober oder November bleiben und dann geht es zum Überwintern nach Schönwalde auf meinen Hof. Dort bleiben sie weiterhin draußen, solange es keinen Dauerfrost mit 20 Grad gibt. Die Schafe haben ja eine dicke Jacke an.“
Wie viele Tiere haben Sie denn?
„In Schönwalde auf dem ehemaligen Fliegerhorst steht der Großteil meiner Herde, insgesamt 380 Schafe und 20 bis 30 Ziegen. Dann weiden noch einige Schafe in Nauen beim Bosch-Siemens-Hausgerätewerk, auf der sanierten Deponie Rohrbeck und in Tegel auf kommunalen Flächen. Außerdem stehen etwa 30 meiner Schafe vor dem Schloss Sanssouci in Potsdam zum Weiden.“
Warum hilft es der Natur, Schafe grasen zu lassen? Man könnte ja auch zum Rasenmäher greifen.
„Wenn ich mit dem Rasenmäher über die Wiese gehe, ist alles platt. Mit den Schafen tut man aktiv etwas gegen das Insektensterben und für die Biodiversität.“
Inwiefern?
„Durch das Mähen mit Maschinen werden viele Tiere getötet, nicht nur Insekten, sondern auch Eidechsen. Das passiert mit den Schafen nicht. In den Hinterlassenschaften der Weidetiere ist außerdem sehr viel Leben drin, was eine Kettenreaktion erzeugt. Kleine Käfer werden dann von Insekten gefressen, die Insekten werden von Vögeln gefressen. Das ist der normale Kreislauf der Natur, der mit dem Rasenmäher weg ist.“
Es gibt etwas, das nennt sich Samentransfer. Dabei helfen die Schafe auch. Wie genau?
„Richtig. Mit ihrer Wolle und ihrem Kot helfen Schafe bei der Verbreitung von Pflanzen.“
Wie funktioniert das?
„Wenn die Tiere fressen, zerbeißen sie auch die Samen von Blumen und Gräsern. Viele Samen keimen besser, wenn sie durch den Verdauungstrakt gegangen sind. An der Wolle der Schafe bleiben außerdem Samen hängen, die woanders abfallen. Wildwiesen entstehen leichter, die dann wiederum Insekten anlocken.“
Ihre Schafe in Wannsee sind Skudde. Das ist eine Rasse, die von der „Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen“ als gefährdet eingestuft wurde. Wie kam es dazu, dass Sie sich für diese Art von Tieren entschieden haben?
„Von Beruf bin ich eigentlich Hufschmied. Nach der Wende habe ich mich den Schafen zugewandt. Gestartet habe ich mit zwei Bergziegen, dann kamen ein paar Schafe dazu und dann wurden es immer mehr.“
Und die gefährdeten Tiere?
„Die kamen danach. Ich habe heute Skudde, das Rauhwollige Pommersche Landschaf und das Bentheimer Landschaf. Alles Rassen, die vom Aussterben bedroht sind. Mir war es wichtig, etwas für den Erhalt der Tiere zu tun. Überhaupt tun wir Weidetierhalter viel für den Naturschutz. Das wird nur von der Gesellschaft und von der Politik viel zu wenig gewürdigt.“